Kürzlich waren wir auf dem Rückweg von einer Trauerfeier aus meiner alten Heimat. Es war dunkel, und fieser Niesel machte das Autofahren anstrengend. In den Dörfern und Städten waren die Straßen noch gut ausgeleuchtet, aber außerhalb der Ortschaften war höchste Konzentration angesagt. Normalerweise sind die Fahrbahnbegrenzungen ordentlich mit weißer, reflektierender Farbe markiert. Anhand des Streifens kann man auch im Dunkeln den Weg erkennen und sich gut von ihm führen lassen. Nun war es an dem Abend aber so, dass diese Farbahnmarkierung auf vielen Kilometern recht schwach zu sehen war. Der Streckenverlauf war oft nur zu erahnen, so dass man sich vorsichtig Kilometer um Kilometer voran tasten musste. Ich fand das höchst gefährlich und fahrlässig. Wenn öffentliche Gelder dafür da sind, um z.B. im ebenerdigen Wendeburger Bürgerhaus die (Not-)Ausgangsschilder Tag und Nacht hell leuchten zu lassen, sollten auch Gelder dafür da sein, Autofahrer im Dunkeln sicher ans Ziel zu führen.
Vermutlich ist noch kein Autofahrer in vergleichbarer Situation auf den Gedanken gekommen, dass ihn so eine Fahrbahnbegrenzungsmarkierung in seiner Freiheit einschränken könnte. Er hat ja jederzeit die Freiheit, sein Auto über den Streifen zu bewegen und entweder im Graben, auf dem Acker oder vor einem Baum zu landen, was alles nicht empfehlenswert ist. So eine Markierung kann Leben retten, weil sie einem auch in der Dunkelheit den Weg zeigt. Ähnlich verhält es sich mit vielen Anweisungen, die in der Bibel zu finden sind. So kann man z.B. die 10 Gebote als Leitplanken für das Leben bezeichnen. Sie schränken nicht ein, sondern geben Sicherheit und Freiheit. Für das eigene Leben und das aller anderen. Wenn man die Leitplanken nach und nach demontiert, wird der Weg gefährlicher und die Freiheit umkämpfter. Je weiter sich ein Volk und eine Gesellschaft von Gott entfernt und gute Grenzlinien überschreitet, desto unsicherer wird es für alle.
Das konnte man bereits in der Geschichte Israels erleben, wie sie im Alten Testament berichtet wird. Jede Abwendung von Gott führte in die Katastrophe. Jede Umkehr war nur von kurzer Dauer und der Lernerfolg gering. Große Kulturen und Reiche gingen unter, weil sie ihre Grundlagen und Werte aufgegeben haben. Sollte man in 500 Jahren ein Geschichtsbuch zur Hand nehmen (falls es dann Geschichtsbücher überhaupt noch gibt), könnte man darin vielleicht lesen, wie Europa in unserem Jahrhundert moralisch verfallen ist, weil man meinte, die Loslösung von Gott und Lächerlichmachung kirchlichen Handelns würde die Gesellschaft nachhaltig befreien. Das Gegenteil dürfte der Fall sein. Wenn ich beim Fahren im Dunkeln merke, dass die beiden rechten Räder bereits auf dem unbefestigten Randstreifen angekommen sind, weil ich die Begrenzungslinie überfahren habe, gibt es zwei Möglichkeiten: Abdriften oder umkehren. Das eine führt ins Verderben, aber das andere eröffnet die Möglichkeit, es zukünftig besser zu machen und heilsame Begrenzungen als Ermöglichung von Freiheit zu begreifen.
Noch ist es nicht zu spät, um gegenzusteuern. Wir haben es selbst in der Hand. Und falls das jemand von der Straßenbehörde liest: Bitte haltet die reflektierende Fahrbahnbegrenzungsmarkierung in Ordnung, sonst passieren noch unnötige Unfälle!

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