Marienkirche Wendeburg

Bibelgarten

Ein Stück Bibel zum Ansehen und Anfassen - das ist die Idee des Bibelgartens der evangelischen Frauenhilfe in Wendeburg.

Auf einer Fläche von etwa 100 m², an der Nordseite unserer Marienkirche gelegen, haben wir fast fünfzig Pflanzen eingesetzt
oder gesät, die in der Bibel Erwähnung finden.

Die Fläche haben wir in vier gleich große Felder eingeteilt, zwischen denen sich Kieswege befinden, so dass der Grundriss eines symmetrischen Kreuzes entstanden ist. In der Mitte liegt als Blickpunkt ein Findling, der bei Grabungsarbeiten neben der Kirche vor einigen Jahren gefunden wurde. Jeweils in der Mitte eines Feldes steht eine größere Pflanze, die anderen sind gut sichtbar an den Rändern eingesetzt. Dies alles kann man auf dem Grundriss erkennen.

Neben den Pflanzen liegt jeweils ein beschrifteter Feldstein zur Identifizierung. Die entsprechenden Bibelverweise findet man in einem ausliegenden Buch mit Fotos und ausführlichen Beschreibungen.

Um einen freundlichen Gesamteindruck zu erwecken, sind alle Felder mit Buchsbaum eingefasst, der zwar in der Lutherübersetzung der Bibel genannt wird, vermutlich dort aber nicht als solcher gemein war. Die Erwähnung einer immergrünen Pflanze hat Luther zu dieser Annahme verleitet.

Vieles muss jedes Jahr neu gesät oder gesetzt werden, so wird der Garten nicht nur im Jahreszeitenwechsel sein Gesicht verändern.

Die Evangelische Frauenhilfe wünscht als Träger des Gartens allen Besuchern viel Freude an diesem besonderen Stück Natur!

 

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl aus den aktuellen Pflanzen im Bibelgarten.

 

Wein (Vitis vinifera)

Wein, Weinberg und Weinstock kommen in der Bibel an mehr als hundert Stellen vor. Gleich nach der Sintflut wird Wein von Noah gepflanzt, als kostbares Getränk wird er geschätzt. Im Neuen Testament wird der Weinstock zum Bild Christi und der Kelch mit Wein beim Abendmahl Zeichen des Bundes mit Gott.
Der Wein als Kulturpflanze wurde tatsächlich schon im 4. Jhdt. v. Chr. im Zweistromland, Ägypten und im Jordantal angebaut und diente der Versorgung mit Most und Wein.
Auch unser Weinstock trägt viele Reben, aber ob man sie essen
kann?

Noah aber, der Ackermann, pflanzte als erster einen Weinberg. - 1. Mose 9,20

Gott gebe dir Korn und Wein die Fülle (Isaaks Segen). - 1. Mose 27,28

Ich bin der rechte Weinstock und mein Vater der Weingärtner. - Johannes 15,1

Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus - ich werde von nun an nicht mehr von
diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag... - Matthäus 26,27-29

 

Olive (Olea europaea)

Oliven, Öl und Ölbaum finden in der Bibel häufig Erwähnung. Die Taube, die Noah ausgesandt hat, trägt ein Ölblatt im Schnabel, das Leben, Hoffnung und Frieden symbolisiert.
Der Ölbaum gehört zu den sieben Arten des gelobten Landes, sein Öl war das einzige Fett, das man zum Kochen und zur Körperpflege hatte. Mit dem Öl wurden Könige und Kranke gesalbt, auch als Lampenöl fand es Verwendung. Aufgrund dieser zahlreichen Nutzungsmöglichkeiten wird die Olive schon seit dem 3. Jahrtausend vor Christus im Mittelmeergebiet angebaut. Der Baum kann mehr als 1000 Jahre alt werden.

Eine kleine Olive haben wir gepflanzt, zur Einweihung des Gartens erhielten wir zu unserer Freude eine große Olive geschenkt. Ein Ehepaar aus Neubrück brachte 1992 aus einer Baumschule in Jerusalem ein kleines Bäumchen mit, das sich nun schon zu einer ansehnlichen Pflanze entwickelt hat. Herzlichen Dank dafür!

Die [Taube] kam zu ihm um die Abendzeit, und siehe, ein Ölblatt hatte sie abgebrochen. - 1. Mose 8,11

Du salbest mein Haupt mit Öl... - Psalm 23,5

Die törichten (Jungfrauen) nahmen ihre Lampen; aber sie nahmen nicht Öl mit sich. - Matthäus 25,3

 

Madonnenlilie (Lilium candidum)

Die Lilie wird in der Bibel mehrmals als ein Symbol der Schönheit gebraucht, einmal zur Zierde des Tempels, zum Vergleich mit der Schönheit einer Frau und als Zeichen für zukünftiges Heil.
So entstand die christliche Tradition, in der die Lilie als Zeichen der Heiligkeit und der Auferstehung steht. Die weiße Farbe steht zusätzlich für die Reinheit, deshalb wird die Lilie häufig mit Maria zusammen dargestellt. Auf diese Art entstand der Name Marien- oder Madonnenlilie.

Und die Knäufe oben auf den Säulen waren wie Lilien. - 1. Könige 7,19

Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Mädchen. - Hohelied 2,2

Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien. - Jesaja 35,1

 

Ysop (Hysoppus officinalis)

Der Ysop wird in der Bibel mehrmals in Zusammenhang mit einer Reinigung des Menschen gesetzt, und zwar von Aussatz und Sünde bzw. zur Reinhaltung vor dem Auszug aus Ägypten. An diese entsündigende Wirkung ist auch zu denken, als Jesus am Kreuz einen Essigschwamm auf einem Stab aus Ysop gereicht bekommt.

Der im Mittelmeergebiet verbreitete Ysop wird bei den Arabern auch heute noch als Gewürz- und Heilpflanze eingesetzt. In unserem Garten fällt die Pflanze durch ihre hübschen rosa Blüten auf.

Der Priester soll gebieten, dass man für den, der zu reinigen ist, … scharlachfarbene Wolle und Ysop nehme. — 3. Mose 14,4

Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde. — Psalm 51,9

Und nehmt ein Büschel Ysop und taucht es in das [Lamm]blut und bestreicht damit die Oberschwelle und die beiden Pfosten. — 2. Mose 12,22

Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf einen Ysop und hielten es ihm dar zum Munde. — Johannes 19,29

Gerste (Hordeum)

Da die Gerste das wichtigste Grundnahrungsmittel biblischer Zeit ist, wird sie an mehreren Stellen in beiden Testamenten genannt. Ihre Wichtigkeit wird unterstrichen durch die Nennung als eine der sieben Arten im gelobten Land. Man kann sie als das Brot des einfachen Bauern bezeichnen, denn die Reichen bevorzugten Weizenbrot, obwohl die Gerste dem Weizen an Nährwert überlegen ist.

Neben Gerstenbrot finden sich auch Gerstengrütze oder geröstete Gerste als in der Bibel erwähnte Nahrungsmittel. Im Neuen Testament erzählt Johannes von der Speisung von 5000 Menschen mit einem Gerstenbrot und zwei Fischen.

…ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke … wachsen — 5. Mose 8,8

Es war aber um die Zeit, da die Gerstenernte anging, … — Ruth 1,22

Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische … — Johannes 6,9

Flachs (Lineum usitatissimum)

Die Pflanze Flachs wird im Alten Testament an zwei Stellen genannt, das aus ihr erzeugte Leinen findet sehr viel häufiger Erwähnung.

Bereits um 5000 v. Chr. wurde Flachs im Mittleren Osten angebaut. In einem aufwändigen Vorgang (Riffeln, Rotten, Trocknen, Brechen, Schwingen, Hecheln, Spinnen) wird daraus Garn erzeugt, das zum Weben von Stoffen verwendbar ist. Schon im zweiten Buch Mose werden Leinwand und leinene Beinkleider erwähnt. Im Neuen Testament ist bei Lukas und bei Johannes von Leintüchern die Rede, in die Jesus bei der Grablegung gebunden war.

Die Samen des Flachses kennen wir als Leinsamen, den wir in unserem Garten ausgesät haben.

So werden zerschlagen der Flachs und die Gerste … — 2. Mose 9,31

Die tüchtige Hausfrau geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gern mit ihren Händen. — Sprüche 31,13

Petrus aber stand auf und lief zum Grabe und bückte sich hinein und sah nur die leinenen Tücher. — Lukas 24,12

Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in leinene Tücher … — Johannes 19,40

Bohnen (Vicia faba)

Im Heerlager bekommt David von drei Männern Verpflegung gebracht, für sich und das Volk, das bei ihm ist, darunter auch Bohnen. Außerdem sind Bohnen Bestandteil eines Mehrkornbrotes, wie es bei Hesekiel beschrieben wird.

Die Pferdebohne, die in biblischen Zeiten verwendet wurde, ist eine der ältesten Kulturpflanzen des Mittelmeergebietes, die sich allerdings stark von unseren heutigen Nutzsorten unterscheidet. Ihre Samen werden heute überwiegend als Viehfutter verwendet, in früherer Zeit wurden sie für die Herstellung von Brei oder Eintopfgerichten genutzt. In unserem Garten sind daher Pferdebohnen zu sehen.

Als David nach Mahanajim gekommen war, da brachten … Betten, Becken, irdene Gefäße, Weizen, Gerste, Mehl, geröstete Körner, Bohnen Linsen … — 2. Samuel 17,27-28

Nimm dir aber Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Spelt und tu alles in ein Gefäß und mache dir ein Brot daraus. — Hesekiel 4,9