Für viele ist jetzt Urlaub angesagt. Nicht aber für Abraham. Er bekommt von Gott einen Auftrag mit drei Buchstaben: Geh! Und er geht. Deshalb ist er mit Gott glaubend und gesegnet unterwegs. Ständig muss er aufbrechen. Ankommen, Zelt aufbauen, Schlafsack und Isomatte ausrollen, einen Altar bauen, Gottesdienst feiern, schlafen, Schlafsack und Isomatte einrollen, Zelt abbauen, weiter ziehen. Das war ganz schön stressig. Abraham ist mit Gott glaubend und gesegnet unterwegs. Er musste das vertraute Land verlassen, um sich ganz auf Gott einzulassen. Er musste die vertrauten Zelte abbrechen, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Er musste seine bequeme, kuschelige Komfortzone verlassen, um Erfahrungen mit seinem Gott zu machen, von denen heute noch erzählt wird.
Vielleicht mangelt es unserer Kirche deshalb an großen geistlichen Erfahrungen, weil wir lieber in der kuscheligen Komfortzone rum knuddeln anstatt uns mit Gott gesegnet auf den Weg zu machen – hin zu den Menschen, die - wie wir - das rettende Evangelium nötig haben.
Hin zu den Menschen, die unterwegs sind, damit sie dann mit Gott gesegnet unterwegs sind:
Vielleicht war das eines der Motive für die Autobahnkirche vor 10 Jahren. Damals verließ man die kuschelige Komfortzone am Kirchhügel im Kirchwinkel und verzog sich an die zugige und laute Autobahn. Die Kirche ging damals weite Wege, um weit gereisten Gästen ein guter geistlicher Gastgeber und Reiseführer zu sein.
Ich weiß nun nicht, ob sich die Idee der Autobahnkirche einer göttlichen Berufung verdankt.
Nicht jede gute Idee kommt von Gott. Aber auf der anderen Seite hätte Gottes Segen sicher auch auf vielen Ideen gelegen, die direkt von ihm kamen, bei denen wir aber einfach zu feige und glaubensschwach waren, sie umzusetzen.
Hätte Gott für uns einen Auftrag mit drei Buchstaben: Wären wir gegangen? – Wir hätten doch wirklich alles getan, um den Ruf Gottes zu überhören. Wir wären unterwegs, aber nicht gesegnet. Oder wir wären gesegnet, aber nicht unterwegs.
Bei Abraham bekommt der Glaube Beine. Bei den Jüngern Jesu übrigens auch. Denn Jesus ruft Menschen in seine Nachfolge, nicht in einen Stuhlkreis. Der Glaubende ist immer unterwegs und im Idealfall nie allein. Er fühlt sich also so wie viele auf der Autobahn.
Auf der Autobahn geht es weiter, immer weiter. Stillstand bedeutet Stau, Panne, Unfall, Panik, Tod. Auch im Leben geht es weiter, immer weiter. Kinder leben auf der Überholspur, man selber bleibt mit fortschreitendem Alter hin und wieder mal auf dem Standstreifen liegen. Bis einen ein Gelber Engel wieder aufrichtet.
Auch im Leben einer Gemeinde geht es weiter, immer weiter. Stillstand bedeutet langsames und schmerzvolles Sterben. Im Leben einer Kirchengemeinde kann einen der rückwärts gewandte Schulterblick vor zukünftigen Unfällen bewahren. Aber der verklärte Blick zurück, der seine Kraft aus der Vergangenheit zieht, erspart uns nicht den Blick in unsere reale Zukunft.
Heute blicken wir zurück auf die Autobahnkirche St. Christophorus. Sie war eine Kirche, die ihre Zeit hatte, eine Kirche auf Zeit. Was dem Wesen von Kirche eigentlich widerspricht.
Sie war ein kühnes Gerüst, mit Stoff umwickelt, mit einem Altar. Ganz so wie das Zelt Abrahams, mit dem er unterwegs war. Fast jeder Wendeburger, der mit Kirche irgendwie irgendwas am Hut hatte, fand sich damals ein, nein, wirkte sogar mit beim täglich wechselnden spirituellen Menü, das die Hungrigen satt, die Durstigen erfrischen und den Rastlosen Ruhe bringen sollte, und das mitten im Lärm einer Autobahn direkt neben der Tankstelle. Hier Tank und Rast, Burger und Kaffee, Schnitzel und Schmuddelkram, nebenan Stille, Gottes Gegenwart, Erfrischung für Geist und Seele.
Es war ein Projekt für Presse, Architektenpreise, geistliche und politische Prominenz, aber eben auch für potente Praktiker, die Stunde um Stunde da waren, Hand anlegten, die Glocke läuteten, sangen und beteten, lasen und hörten, grillten und feierten, Stühle räumten und Bierzeltgarnituren durch die Gegend schleppten. Einige Wenige machten viel, manchmal zu viel, aber davon las man eben nichts in der Zeitung.
Was geblieben ist, ist die Erinnerung. Die Erinnerung an ein paar Wochen Autobahnkirche.
Kirche zeigte Flagge, beeindruckend und betörend bombastisch, aber so schnell, wie sie da war, war sie auch wieder weg. Heute sieht man dort nichts mehr. Sie ist annähernd spurlos verschwunden. Aber Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus sind noch da und wollen dauerhaft mit Leben gefüllt werden.
Was ist geblieben? Hoffentlich mehr als schöne Bilder, mehr als die Erinnerung, mehr als der Schulterblick in vergangene Zeit. Denn es ist die Zukunft, auf die wir blicken müssen, obwohl Vieles für uns noch im Dunkeln liegt. Wir müssen Fahrt aufnehmen, damit wir den Anschluss nicht verlieren, und Menschen mitnehmen auf die Reise ins Land des Glaubens. Dazu startet hier in wenigen Wochen der Glaubenskurs Spur8, um Menschen wieder zurück in die Spur mit Gott zu bringen. Damit sie Glauben und Vertrauen lernen wie Abraham. Damit sie aufbrechen in das Land, das Gott für uns vorbereitet hat. Damit wir Kirche bauen als ein Haus lebendiger Steine. Damit wir miteinander gesegnet unterwegs und unterwegs von Gott gesegnet sind. Gott sagt zu jedem von uns: Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein!
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10.08.2015
Kategorie: Angedacht
Gesegnet unterwegs
Eine Erinnerung an die Autobahnkirche St. Christophorus
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