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24.11.2020 Kategorie: Angedacht, Pfarrverband

Geburtstagsgeschenk

Schnuller, Pulle und Pampers?

Mit Geburtstagsgeschenken hat man es manchmal gar nicht so leicht. Einmal stand ich am Hoftor und wollte einer älteren Dame gratulieren. Stattdessen kam eine andere Hausbewohnerin heraus und teilte mir mit, dass das Geburtstagskind schon ein paar Monate dort nicht mehr wohnt und leider auch inzwischen verstorben ist. Das war mir natürlich etwas unangenehm, obwohl ich nichts dazu konnte, wenn die Daten in unserem Meldewesen nicht ganz aktuell waren. Jedenfalls bedankte ich mich freundlich für die Auskunft und rettete die Situation mit dem Hinweis, dass die Dame ihren Geburtstag nun im Himmel feiern könnte (falls das dann noch wichtig sein sollte). Ein anderes Geburtstagskind hatte es mir auch angetan. Nachdem ich zweimal vergeblich vor der Tür gestanden hatte und meine Anrufversuche erfolglos geblieben waren, legte ich beim dritten Versuch Kerze und Glückwunschheftchen in den Fensterrahmen neben dem Eingang. Als ich die Dame am nächsten Tag zufällig traf, sagte ich ihr, dass ich ihr überfälliges Geburtstagsgeschenk neben ihren Eingang gelegt hätte. Problem gelöst und wieder einen Menschen ein wenig glücklicher gemacht. Wenn nicht am nächsten Tag eine jüngere Dame vor der Pfarrhaustür gestanden hätte, die sich wunderte, dass neben ihrer Haustür ein Geschenk für eine sagen wir mal 70jährige Dame gelegen hat. So alt war sie tatsächlich nicht. Da auf der Kerze die Kirchengemeinde als Absender erkennbar war, dachte sie sich, dass sie die Kerze mit dem Heftchen besser im Pfarramt abgibt, bevor beides verloren geht. Sie hieße zwar auch Frau Dinkelmoser (Name aus Datenschutzgründen verändert), aber die Frau Dinkelmoser, zu der ich wollte, wohne schräg gegenüber. Ich war relativ baff, peinlich berührt, aber auch dankbar für die geleistete Aufklärungsarbeit gegenüber einem ortsverwirrten Pfarrer. Also bin ich gleich am Nachmittag hin zur richtigen Frau Dinkelmoser, die natürlich nicht da war, als ich klingelte, und stellte die Geburtstagsgaben vor ihre Tür. Ob sie wohl am Tag vorher verzweifelt danach gesucht hat? Ich will es wohl nie erfahren. Im Grunde sind die Geschenke, die wir in diesen Tagen besorgen, auch alles Geburtstagsgeschenke. Wir beschenken uns zu Weihnachten, weil Jesus geboren worden ist und wir seinen Geburtstag feiern. Die drei weitgereisten Sterndeuter aus dem Osten haben es uns vorgemacht. Gut: Gold, Weihrauch und Myrrhe waren nur bedingt geeignete Geschenke für ein Neugeborenes. Schnuller, Pulle und Pampers wären zweckmäßiger gewesen. Aber ein Königskind soll königliche Geschenke bekommen. Geschenke von bleibendem Wert: Anerkennung, Ehre, Anbetung, Ehrfurcht, Liebe, Hingabe. Falls wir bald alle Geschenke beisammen haben, sollten wir uns fragen, ob wir nicht auch für Jesus etwas besorgt haben. Es muss nicht teuer sein, nur wertvoll. Es muss nicht hübsch verpackt sein, nur echt und ehrlich. Und dann machen wir uns damit auf den Weg zu ihm. Sicher stehen wir dann nicht vor der verkehrten Tür. So viele Jesusse wohnen hier ja nicht. Gestorben ist er bis heute jedenfalls nicht.

Foto: Wilfried Giesers / www.pixelio.de

Beitrag von Frank Wesemann