Die Kirchturmuhr geht nach. Irgendwie kam sie aus dem Takt und tickte nicht mehr richtig. Der Fachmann stellte fest, dass der Zeigermotor seine Zeit erreicht hat. Der Auftrag ist erteilt, ich bat um zeitnahe Ausführung, damit die Uhr die Zeit wieder richtig anzeigt. Gerade jetzt in der Adventszeit, damit jeder weiß, was ihm die Stunde schlägt. Per Zeitschaltuhr wird der Turm jeden Abend ins Licht gesetzt. Viele steuern mit ihrer Zeitschaltuhr die Adventsdeko und dann den Weihnachtsbaum. Obwohl der Begriff der Zeitschaltuhr irgendwie merkwürdig ist. Als ob man die Zeit an- und ausschalten kann. Ist es nicht eher andersrum, dass die Zeit uns an- und ausschaltet? Etwa morgens, wenn der Wecker bimmelt, oder abends, wenn wir nach einem letzten Blick auf die Uhr die Augen schließen. Die Zeit gibt unseren Takt vor. Nicht die Zeit kommt zu früh oder zu spät, sondern wir. Wir leben in der Zeit, und je älter wir werden, desto schneller rennt die Zeit. Bald ist dieses Jahr schon wieder vorbei. Gefühlt war gerade erst Sommer, und dennoch stehen schon für 2017 und 2018 die ersten Termine im Kalender. Jeder von uns hat jeden Tag 24 Stunden Zeit, und trotzdem sagt jeder, er habe keine Zeit. Oder Kinder und Freunde quengeln: Du hast ja nie Zeit! Wenn ich Bekannte, die ich länger nicht gesehen habe, wieder sehe, denke ich oft: Die sind aber alt geworden! Aber ich bin es ja auch. Die Zeit reißt uns mit, fügt Jahr um Jahr hinzu, ob wir wollen oder nicht. Oft merken wir erst, wenn jemand in unserem Alter stirbt, dass unsere Zeit nicht unendlich ist. Wenn unsere Zeit gekommen ist, kommt bestimmt auch das Bedauern, dass wir unsere Zeit nicht immer sinnvoll genutzt haben. Womit verbringen wir unsere Zeit? Ist alle unsere Zeit Arbeitszeit oder haben wir auch Zeit für Wesentliches? Vielleicht nehmen wir uns jetzt in der Adventszeit einmal Zeit, darüber nachzudenken, wofür wir unsere Zeit nutzen oder nicht nutzen. Vielleicht merken wir, dass wir sie besser nutzen könnten, indem wir mehr Leben ins Leben packen. Oder wir merken, dass wir einen neuen Zeigermotor brauchen, also mehr Schwung und Leidenschaft, damit unsere Lebensuhr nicht nachgeht. Wenn wir mehr Zeit mit dem verbringen, der Zeit und Ewigkeit geschaffen hat, dann ticken wir in jedem Fall richtig.

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