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08.01.2015 Kategorie: Angedacht

Aufstieg ist nicht alles

Jesus steigt hinab

Das Jahr ist jung, die Kicker machen Pause, und trotzdem darf die Frage erlaubt sein: Steigt die Eintracht wieder auf? Alle wollen aufsteigen. Der Weg soll nach oben führen. Sprosse um Sprosse muss es aufwärtsgehen auf der Kariere- und Gehaltsleiter. Jahr für Jahr werden die Gehälter erhöht. Stufe um Stufe kommt mehr Geld aufs Konto. So sind wir es gewöhnt, so ist es immer gewesen. Stillstand bedeutet Rückschritt, es muss immer aufwärts gehen. Von Kindesbeinen an schauen wir immer hinauf, zur nächsten Sprosse, zum nächsten Ziel. "Weiter, immer weiter," sagte schon der große Sportphilosoph Oliver Kahn. Den Kindern im Kindergarten wird gesagt: »Bald kommst du in die Schule!« Als würde sich das Leben danach qualitativ verbessern. Ein paar Jahre danach geht es weiter hinauf: Schullaufbahnempfehlung: Hauptschule, Realschule, Gymnasium. Und später wird gefragt: Welche Aufstiegschancen habe ich in meinem Beruf? Wo kann ich möglichst weit nach oben kommen? Wie kann ich meinen Gewinn weiter maximieren, ohne über zu viele Leichen gehen zu müssen? Wir haben dieses Sprossendenken total verinnerlicht. Das gilt selbst für die Freizeit. Wenn einer Fußball spielt, dann wird er gleich gefragt: Kreisliga oder Bezirksliga? Ein Kleintierzüchter zeigt stolz die Pokale, die er mit seinen Hasen oder Hühnern gewonnen hat. Manche leben sogar zwei Wochen im Dschungel und machen eklige Sachen, damit sie auf ihrer wackligen Karriereleiter eine Sprosse höher kommen. Immer wieder geht es darum: Auf welcher Stufe stehen wir? Wie weit bin ich schon nach oben gekommen? Einer steigt nicht auf, sondern ab. Er geht auf dieser Leiter den umgekehrten Weg. Er gibt seinen Spitzenplatz auf, er kommt nach unten: Jesus, der Sohn Gottes. Vor über zwei Wochen haben wir Weihnachten gefeiert, das Fest seiner Geburt. Statt in einem Palast kam er im Stall zur Welt, statt in einer Weltstadt in einem Kuhdorf. An seiner Krippe stehen einfache Hirten, aber auch die Männer, die man später die Heiligen Drei Könige nannte. Doch die Weisen aus dem Morgenland reisten wieder ab, Josef und Maria gingen zurück nach Nazareth, Jesus wächst auf als Kind einfacher Leute. Unten am Jordan, rund 400 Meter unter dem Meeresspiegel, einem der tiefsten Punkte überhaupt, wird er getauft. Mit anderen, die ganz unten angekommen waren. Und er zeigt uns: Die Leiter nach oben ist nicht das Maß aller Dinge. Das Ziel des Lebens ist es nicht, so hoch wie möglich aufzusteigen. Sondern es geht darum, dem zu begegnen, der zu uns heruntersteigt. Und mit ihm zu leben!
Beitrag von Pastor Frank Wesemann