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16.02.2019 Kategorie: Angedacht

Sturmstiller

Sturm des Lebens

Jesus hatte damals viel zu tun. Er zog durch die Lande, er predigte hier und dort das Evangelium, er heilte Blinde und Lahme, Stumme und Taube, brachte seinen Jüngern den Glauben bei (oder versuchte es) und bereitete sie auf seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung vor. Das war ein Vollzeitjob, so dass er sich hin und wieder eine kleine Auszeit nehmen musste. Hier war er mit seinen Jüngern gerade ins Boot gestiegen, um über den See Genezareth zu schippern. Er legte sich auf ein weiches Kissen und schlief ein. Jesus hatte die Ruhe weg. Das war nicht so schlimm, denn es waren ja gelernte Fischer mit an Bord. Die wussten, wie sie das Boot heil über den See bringen konnten. Wenn da nur nicht dieser Sturm gewesen wäre. Plötzlich schlug das Wetter um. Aus dem Nichts verfinsterte sich der Himmel, der Wind brauste auf, die Wellen hoben an, und schon schaukelte das Boot im Sturm hin und her.
So kann es gehen im Leben. Alles ist ruhige Routine, wir drehen unsere Runden im Hamsterrad, und plötzlich kommt ein Sturm über uns. Es kommt zu einem Streit, einem Zerwürfnis, einem Verlust von Träumen oder lieben Menschen, wir kommen gegen den Sturm nicht an, bekommen Angst und Zweifel. Plötzlich verlieren wir den Boden unter den Füßen und alles kommt ins Schwimmen: Unsere Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte: Alles weggetragen vom Sturm des Lebens.
Ich vermute, dass wir alle von solch einem Sturm erzählen könnten. Wir brauchen göttlichen Beistand – und Jesus liegt in der Ecke und schläft. Er verschläft unsere Not, er verpennt unser Unglück, er verträumt unsern Alptraum, und haut sich aufs Ohr, während uns unser Leben um die Ohren fliegt. Wenn man Jesus mal braucht, ist er nicht da. Oder doch? Irgendwann wird es wohl auch den Jüngern eingefallen sein. Mensch, Jesus ist doch auch mit an Bord. Jesus ist doch bei uns. Jesus ist an unserer Seite. Zwar liegend und schlafend, aber er ist da. Vielleicht sind wir auch zu demütig, zu ängstlich oder einfach zu verklemmt, um zu realisieren, dass Jesus wirklich an unserer Seite steht. Wir sind doch auf seinen Namen getauft. Er hat doch einen Bund mit uns geschlossen. Er hat doch gesagt: Ich bin bei euch alle Tage. Er ist doch in uns eingezogen durch seinen Heiligen Geist, er wohnt in uns. Vielleicht wecken wir ihn endlich mal, den in uns wohnenden Christus. Wecken wir ihn in den Stürmen unseres Lebens, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht und die Wellen über unserem Kopf zusammenschlagen. Dann bringt er den Sturm in uns und um uns zur Ruhe.

daniel stricker / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann
Dateien:
Sturmstiller.pdf