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16.03.2017 Kategorie: Angedacht

Zeichen und Wunder

Zweifel überwinden

Sehnsucht nach Zeichen. Die hatten die Pharisäer und Schriftgelehrten damals zur Zeit Jesu und wir haben sie heute auch: Sehnsucht nach Zeichen und Wundern. "Meister, wir möchten gern ein Zeichen von dir sehen", sagten sie zu Jesus. Dabei hatten sie ja schon einige Zeichen von Jesus mitbekommen: Die Heilung eines Aussätzigen, die Stillung eines Sturmes,
die Heilung von Besessenen, die Heilung eines Gelähmten, einer kranken Frau sowie die Auferweckung eines jungen Mädchens. Das alles hatte Jesus schon getan, und trotzdem wollten die Pharisäer und Schriftgelehrten einfach nicht an ihn glauben. Sie wollten nicht. Und selbst wenn Jesus ihnen noch ein tolles Zeichen präsentiert hätte, wären sie nicht zum Glauben gekommen, weil sich Skepsis und Unglaube nicht durch Wunder überwinden lässt.
Damals nicht und heute auch nicht.
Die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands war ein Wunder, aber es kam nicht zu einer Erweckung. Über 70 Jahre Frieden in unserem Land sind ein Wunder, aber der Glaube verliert hier mehr und mehr an Bedeutung. Dass wir hier in Frieden und Freiheit Gottesdienst feiern und unsern Glauben unbedrängt leben dürfen, ist ein Wunder, und trotzdem werden die Kirchen leerer und leerer. Wunder machen keinen Glauben, keine Liebe, kein Vertrauen.
Obwohl ich diese Sehnsucht nach einem Zeichen Gottes auch gut verstehen kann. Zum Beispiel vor schweren Entscheidungen.
Als wir vor Jahren überlegt hatten, die Pfarrstelle zu wechseln und uns hier beworben hatten, da hoffte ich manchmal auf ein Zeichen, damit ich wusste, dass diese Entscheidung auch richtig ist. Woher soll ich wissen, was Gottes Plan für mein Leben ist, wenn er ihn mir nicht zeigt? Das Zeichen kam nicht, und so mussten wir unsere ganzen Zweifel, unsere Skepsis, unsere Ängste loslassen und Gott voll und ganz vertrauen. Wir mussten das Eis betreten, ohne zu wissen, ob es trägt. Und es trägt bis heute.
Wir haben alle eine Sehnsucht nach Zeichen, nach einem Wunder, nach einem schlagkräftigen Beweis, dass Gott wirklich da ist; dass er uns wirklich liebt; dass sein Heil uns wirklich gilt; dass er unser Leben wirklich in der Hand hat; dass wir wirklich in Frieden mit ihm leben dürfen; dass der Tod wirklich keine Macht über unser Leben hat; dass wir wirklich ewig leben dürfen, dass uns nichts und niemand von seiner Liebe trennen kann, und dass es dann im Himmel wirklich nicht so langweilig ist, wie manche vielleicht denken.
Zeichen und Wunder sind ne coole Sache. Aber Jesus lehnt ab. Zeichen machen keinen Glauben, keine Liebe, kein Vertrauen. Jesus ermutigt vielmehr zu wahrer Liebe, die keine Bedingungen stellt. Er fordert unsern Glauben und unser Vertrauen. Er lädt uns ein, unsere Skepsis und unsere Zweifel zu überwinden und ihm unser Vertrauen zu schenken, und dann öffnet er uns die Augen und wir werden endlich die Zeichen und Wunder sehen, die Gott uns jetzt schon schenkt.
Beitrag von Pastor Frank Wesemann