Eigentlich war es keine so gute Idee, jetzt den Tiefkühlschrank abzutauen. Meine Finger sind eiskalt, weil sie gerade einige Eisklumpen aus der kalten, trostlosen Dunkelheit des Eisschrankes befreit haben. Nun muss ich mit eingefrorenen Fingern noch die Andacht schreiben. Aber es war jetzt einfach Zeit. Die Schubladen ließen sich nur noch schwer schieben, die Fächer waren voll, der Schrank brummte genervt. Der kleine grüne Mann im Ohr redete mir schon ein, an der globalen Klimakatastrophe Schuld zu sein. Also war nun wirklich höchste Zeit zum Abtauen. Wir machten uns mühsam daran, Stiel-Eis, Tiefkühltorten und Pommes ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen, so dass wir den Schrank wirklich leer bekommen haben. Jetzt wird abgetaut. Eigentlich sollte das bei dem Gerät gar nicht nötig sein. Ich dachte, wir hätten uns vor Jahren für die noFrost-Technik gegen Eis- und Reifbildung entschieden, damit wir nie mehr abtauen müssen. War wohl nicht so. Nun knackt das Eis, bricht und tropft uns den Boden voll. Während meine Finger langsam auftauen, denke ich schon ans Auswischen und Spülen der Schubladen. Es war wirklich keine so gute Idee, auch wenn die Finger heute schon eine Idee weißer, frostiger Weihnachten mitbekommen haben. Stichwort Weihnachten: Viele erleben ja angeblich weiße, frostige Weihnachten, obwohl es draußen bei 8 Grad plus dauerregnet und der Wind kräftig weht. Sie gehen angespannt und genervt auf die hohen Festtage zu, planen das Fest des Jahres und werden zu durchorganisierten Eventmanagern. Und wenn dann alle da sind, die Geschenke kümmerlich, das Essen kläglich und die Stimmung schrecklich ist, gefriert das Herz. Es wird schwergängig wie Schubladen im vereisten Tiefkühlschrank. Vielleicht muss von Zeit zu Zeit auch mal unser eiskaltes Herz abgetaut werden. Vielleicht braucht es Wärme, damit sich das Eis löst und es wieder taktvoll schlagen kann. Bei unserem Eisschrank habe ich eine Schale mit heißem Wasser reingestellt, damit sich die Wärme ausbreitet und das Eis zum Schmelzen bringt. Zu Weihnachten legt Gott seinen Sohn in eine Krippe, damit es in unserem Herzen warm wird. Seine Liebe will unseren angestauten Schmerz, unsere festgefrorene Angst und unsere schockgefrorene Hoffnung auftauen und neu beleben. Er möchte festgefahrene Leben befreien, eingefrorene Beziehungen aufwärmen und unnötigen Weihnachtsstress bei uns vermeiden. Wir müssen nur zulassen, dass uns seine wohltuende Wärme auch erreicht. Jesus, die menschgewordene Liebe Gottes: Er soll nicht in der Krippe liegen bleiben, sondern in unserem Herzen einziehen und unser Leben verändern. Dann gibt es an unseren Weihnachtstischen keine kalte, frostige, weiße Weihnacht. Aber vielleicht gibt es die ja diesmal draußen!

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