Viele Vorgärten bieten in diesen Wochen ein trauriges Bild. Wo sonst saftiges Grün grünt, blickt der betrübte Betrachter auf braune Flächen verbrannten Grases. Rasen ist ja nicht umsonst die absolute Lieblingspflanze von Männern, denen sonst der grüne Daumen fehlt. Der gepflegte Rasen ist ihr ganzer Stolz. Es wird gedüngt, nachgesät, gewässert, gemäht. Letzteres noch ganz klassisch mit PS-starkem Motor, Lärm, Qualm und dem betörenden Parfum echter Kerle mit einem Hauch von Öl und Benzin. Dazu der Geruch frisch gemähten Grases, das vor Nässe klumpt und durch maskulines Muskeltraining mühsam weggeharkt wird. Danach im Blaumann das Belohnungsbier auf der Gartenbank und ein zufriedener Blick auf das frisch gemähte glattgrüne Gras. Die Weicheier mit ihren Rasenmährobotern wissen gar nicht, was ihnen entgeht! So ist es immer. Nur schon wieder nicht in diesem Jahr. Ohne Gras kein Spaß. Denn im Garten wächst kein Rasen, sondern dem Hobbygärtner gänzliche unbekannte Wildkräuter. Eine bis dato unbekannte Löwenzahnart mit langen Halmen, irgendein Rankzeug, mutierte Gänseblümchen sowie getarnter Löwenzahn, den man erst für ein Büschel gesunden Grases halten könnte. Wenn ich dann mit meinem Unkrautstecher komme oder dran ziehe, ist fast allen Pflanzen, die bei dieser Trockenheit noch wachsen, eines gemeinsam: Sie haben eine starke Wurzel, die sich relativ tief in das Erdreich hineingebohrt hat. Ein Grashalm hat das nicht. Er kam mit seiner Mini-Wurzel nicht mehr an das lebensnotwendige Wasser ran. Daher konnte er seine Zukunft knicken. Genauso wie ein Mensch, der sein Leben nicht fest verwurzelt hat in etwas, das sein Leben hält, trägt und mit Leben füllt.
Im 1. Psalm der Bibel werden zwei Menschentypen vorgestellt. Der eine hängt mit fiesen Freunden ab, die lästern, lügen und betrügen. Vielleicht hat er Erfolg, aber Ende verliert sich sein Weg. Der andere liebt Gott, sucht seine Nähe, lebt mit ihm. Deshalb ist er wie ein starker Baum, fest gegründet, tief verwurzelt, nah am Wasser, voller Laub und jedes Jahr reich an Frucht. Der eine entscheidet sich für ein Leben ohne Gott, das entwurzelt im Staub endet, und der andere entscheidet sich für ein Leben mit Gott, das bis zum Ende voller Segen, Leben und Frucht gedeiht. Beim betrübten Blick in den Vorgarten oder beim Belohnungsbier auf der Gartenbank könnten wir uns ja mal die Zeit nehmen, um zu überlegen, zu welchem der beiden Menschentypen wir eigentlich zählen wollen.
Christiane Ginschel / www.pixelio.de