Nachrichten Ansicht

News

27.10.2025 Kategorie: Angedacht

Ehrenamt

Gott sei Dank!

Wer ein Ehrenamt annimmt in der Hoffnung, dafür irgendwann von irgendwem geehrt zu werden, sollte es besser lassen. Ehrenamt geschieht meist nicht vorn vom Mikro oder von der Bühne aus, nicht im Rampenlicht, nicht im Überreichen sicherlich verdienter Urkunden,

sondern beim Durchfegen der Küche, beim Putzen der Toiletten, beim Aufheben des Mülls, auch wenn es nicht der eigene ist. Ehrenamt geschieht auf einem Dorffest beim Streichen der Schmalzbrote, beim Einkaufen der Gurken, beim Einlegen des Sauerfleisches, beim Auswaschen der Gläser, beim Schleppen der Bänke, beim Planen der Abläufe, beim Kaffeekochen, beim Waschen der dreckigen Geschirrhandtücher und beim Zeltauf- und abbau. Und bei vielem anderen auch.

Das wichtigste Ehrenamt geschieht zumeist im Verborgenen ohne jede Anerkennung. Und wem das nicht reicht, der wird entweder bitter und fordert die Anerkennung und Würdigung ein, oder er schlägt sich so lange auf die eigene Schulter, bis sie wehtut. Beides tut nicht besonders gut und ist auch nicht gesund. Und ja: Ich kenne dieses Gefühl selbst nur zu gut!

Wenn ich mich dann auf meiner eigenen Selbstmitleidsparty müde getanzt und mit meiner Selbstbedauerungs-Playlist heiser gesungen habe mit den Titeln: "Wenn alle nur so engagiert wären wie ich", oder "Kein Schwein packt mit an" oder "99 Ausreden" oder

"Mit 66 Helfern, da fängt das Leben an", gibt es einen großen Trost: Wenn keiner sieht, was ich tue: Gott sieht es. Wenn keiner sieht, dass ich wieder der letzte bin, der durchfegt, der das Licht ausmacht und die Tür abschließt: Gott sieht es. Du zauberst mit deinem stillen Tun im Verborgenen, mit deinem selbstlosen Einsatz für andere Gott ein Lächeln auf sein Gesicht. Dein Tun ist nie umsonst, auch wenn es sich oft so anfühlen kann.

Ehrenamt ist im Grunde die Umsetzung dessen, wozu Jesus uns einmal aufgefordert hat: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst - auch wenn du nichts dafür bekommst. Ehrenamt ist Hingabe an einen Dienst, für den das eigene Herz schlägt und brennt, der einem am Herzen liegt, den man wichtig findet und der auch wichtig ist für ein Dorf und für eine Gemeinde und die Menschen, die hier leben - auch wenn die einen nicht dafür ehren, nicht mitmachen und ihren eigenen Hintern nicht hochbekommen. Dann freu dich doch, dass du den Hintern hochbekommst, dass du dich engagierst, dass du mit anpackst, dass du dich sinnvoll einsetzt und deine Erfüllung darin findest.

Denn es gibt doch kaum etwas Schöneres, als nach einem großen Event mit viel und starkem ehrenamtlichen Engagement, nach so einem Mordsaufwand, nach so großem Einsatz, drei Kreuze zu machen, die Füße hochzulegen und zu sagen: Es war alles so schön! Gott sei Dank!

Foto: Gerd Altmann / www.pixabay.com

Beitrag von Frank Wesemann