Schon die alten Israeliten litten darunter. Sie hatten zwar alle die Stärke und Macht Gottes erlebt: Wie er den Pharao mit den Plagen mürbe gemacht hatte; wie er mit Feuer- und Wolkensäule den Auszug aus Ägypten begleitet hatte; wie er das Meer geteilt und das feindliche Heer vernichtet hatte; wie er in der unwirtlichen Wüste für sie gesorgt hatte. Und trotzdem planten Protestler und Wutbürger eine Volksabstimmung über die Rückkehr in die Sklaverei. Früher war alles besser, sagten sie. Das Essen war besser als in der Wüste, und statt flattriger Zelte hatten sie ein Dach über dem Kopf. Dort in Ägypten mussten sie zwar hart schuften, von den Aufsehern Schläge einstecken, den Alten und Schwachen beim Sterben zusehen, von den Frauen und Kindern kaum zu reden. Und trotz alledem wollten sie zurück. Das lag nicht allein an der Hitze, dem Sonnenstich oder einer Fata Morgana. Es lag an der Verklärungskrankheit, die die Leiden der Vergangenheit ins Dunkel treten lässt und plötzlich nur noch die guten Seiten übrig bleiben. Früher in der Sklaverei war es besser, sagten die Israeliten, und so litten sie an der Verklärungskrankheit, an der viele in Deutschland auch noch leiden: Früher in der DDR, als die Bürger abgehört und eingesperrt oder an der Grenze erschossen wurden, als es nichts zu kaufen gab und man Jahre auf ein eigenes Auto warten musste, da war alles besser, und von einem Unrechtsstaat könne man ja wohl gar nicht reden. Die Verklärungskrankheit stirbt zumindest in Deutschland wohl nie aus. Ob das System nun ganz links oder ganz rechts tobte und Millionen schikanierte, folterte und tötete, ist den Verklärern egal. Das Böse hatte schließlich auch seine guten Seiten, sagen sie.
Ich weiß noch nicht, wie man die Verklärungskrankheit behandeln soll. Aufklärung hat oft nur eine begrenzte Wirkung. Sie wird immer verordnet, aber zu selten eingenommen. Daher lernen wir so schlecht aus der Geschichte. Sollten wir aber, um jetzt die richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.
Mose half im Umgang mit der Verklärungskrankheit ein schlagkräftiges Machtwort, das den Verklärern das Maul stopfte. Und dazu nahm er als Therapie Gottvertrauen und Geduld. Die Behandlung braucht einen langen Atem. Und wenn wir den nicht immer haben und zu schnell in Schnappatmung fallen, müssen wir Gott eben immer wieder darum bitten.
Ich weiß noch nicht, wie man die Verklärungskrankheit behandeln soll. Aufklärung hat oft nur eine begrenzte Wirkung. Sie wird immer verordnet, aber zu selten eingenommen. Daher lernen wir so schlecht aus der Geschichte. Sollten wir aber, um jetzt die richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.
Mose half im Umgang mit der Verklärungskrankheit ein schlagkräftiges Machtwort, das den Verklärern das Maul stopfte. Und dazu nahm er als Therapie Gottvertrauen und Geduld. Die Behandlung braucht einen langen Atem. Und wenn wir den nicht immer haben und zu schnell in Schnappatmung fallen, müssen wir Gott eben immer wieder darum bitten.

Mario Heinemann / www.pixelio.de