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24.03.2021 Kategorie: Angedacht

Totenstille

Was passierte am Karsamstag?

Was passierte am Gründonnerstag? Die Konfirmanden schauen sich und mich im früheren Prüfungsgottesdienst ratsuchend an. Aber sie wissen natürlich die Antwort: Da hat Jesus mit seinen Jüngern das Abendmahl gefeiert. Richtig! Und am Karfreitag? Da ist er gekreuzigt worden. Wieder richtig. Und dann frage ich: Was passierte eigentlich am Karsamstag?

Eine gemeine Frage, wenn ich meine Kandidaten nicht darauf vorbereitet hätte. Wissend lächelnd melden sie sich. Antwort: Das passierte nichts! Wieder richtig. Da passierte vordergründig nichts. Oder zumindest nichts, was in der Bibel erwähnt wird.

Der Leichnam von Jesus wurde noch am Freitagabend vor dem Sonnenuntergang in einem Grab beigesetzt. Am Samstag war gesetzlicher Ruhetag, der jüdische Sabbat. Das Leben ruhte. Vordergründig. Aber in ihrem stillen Kämmerlein werden sich die Freunde von Jesus lautstark klagend die Augen ausgeweint haben. So wie wir es tun, wenn ein geliebter Mensch plötzlich stirbt. Oder auch nach langer Krankheit. Wir fühlen einen ohnmächtigen, betäubenden Schmerz, der unser Herz einklemmt und unser Leben fest im Griff hält. Wir wissen nicht weiter und sind am Verzweifeln. Der Tod erscheint übermächtig, unbesiegbar, als letzter Feind, der jeden zum Schweigen bringt. Er hinterlässt nur Stille, auch nach lautstarker Verzweiflung. Totenstille.

Vordergründig herrscht am Karsamstag Totenstille. Die Jünger hören nicht, wie Jesus mit dem Tode ringt. Sie sehen nicht, wie er Licht bringt in die ewige Dunkelheit. Sie merken nicht, wie der Tod getötet und seine Macht vernichtet wird. Das hören und sehen und merken sie erst Stunden später, am Morgen danach, als die Frauen den Leichnam Jesu salben wollen. Aber er ist nicht mehr im Grab. Er liegt nicht mehr bei den Toten, weil er den Tod überwunden hat und lebt. Und mitten aus der Totenstille dringt aus der Morgendämmerung der Freudenschrei des Lebens auch an unser Ohr. Denn seit Ostern passiert so richtig was: Das neue Leben beginnt! Hoffnung macht sich breit. Tränen werden getrocknet. Ängste verschwinden. Freude breitet sich aus. Nichts kann diese Hoffnungswelle stoppen. Nichts kann diese Lebensfreude aufhalten. Nichts schenkt mehr Kraft, Geduld und Gelassenheit in schwerer Zeit. Auch das wissen nicht nur unsere Konfirmanden.

Foto: Ralf Kunze / www.pixabay.com

Beitrag von Frank Wesemann