Ich las es in der Zeitung: Am Wochenende zum Totensonntag soll an der Wendeburger Ampelkreuzung gebaut werden. Nach Regenwasserrohren, Gossen, Borden und Bürgersteigen kommt am Schluss die Straße dran. Es wird abgefräst, ausgekoffert, aufgefüllt, verdichtet, am Ende dann schön asphaltiert. Da das alles länger dauerte als gedacht, soll nun Tempo gemacht werden. Zum Wendeburger Weihnachtsmarkt gilt freie Fahrt für alle. Nach Wochen geduldigen Wartens vor der Baustellenampel und dem vorsichtigen Durchpirschen durch die schlecht gesicherte Baustelle kommt nun - passend zum Totensonntag - der Schlusssprint. Ich persönlich rechne ja mit einer Vollsperrung (wenn Sie dies lesen, wissen Sie bereits mehr). Das wäre für die Straßenarbeiten bestimmt auch das Beste. Aber wie kommt man dann durchs Dorf? Wie geht es am Samstag zum Supermarkt, der sicher schon einigen Schwund hinnehmen musste? Und wie kommt man am Sonntag zur Kirche, wenn man noch einmal von einem Verstorbenen des letztes Kirchenjahres Abschied nehmen möchte? Ich gönne dem Weihnachtsmarkt von Herzen die freie Fahrt zum 1. Advent. Aber zum Totensonntag sind auch etliche unterwegs zu Kirchen und Friedhöfen, um ihrer Verstorbenen zu gedenken. Wenn am 1. Advent die erste Kerze entzündet wird, werden am Totensonntag ungezählte Kerzen in Andenken an die Verstorbenen entzündet. Bringt man sich zum 1. Advent gewaltig in Adventsstimmung, kann man der Stimmung am Totensonntag nicht ausweichen. Wer das Gefühl der persönlichen Trauer kennt, weiß, dass es kein Entkommen gibt. Für den eigenen Trauerweg gibt es keine Umleitung. Der muss oft unter Tränen und Schmerz allein gegangen werden. Oder mit anderen, die diesen Schmerz kennen, die den Verlust mit tragen helfen und die gegenseitig den Schmerz lindern helfen. Wahrscheinlich kommen deshalb so viele noch einmal zur Kirche, um Trost zu tanken, Kraft zu bekommen, ihrer Hoffnung neuen Schwung zu verleihen und von der Gemeinschaft getragen zu werden. Es ist immer traurig und bewegend, aber auch tröstend und beruhigend: Wer Jesus glaubt und ihm vertraut, für den kommt das Schönste erst noch; der darf erleben, dass die Leiden und Schmerzen dieser Zeit ein Ende haben werden, der darf jetzt glauben, hoffen und lieben, bis Jesus einmal alles neu macht. Für Christen ist der Totensonntag keine Vollsperrung, mit der alles zu Ende geht. Für Christen heißt dieser Tag Ewigkeitssonntag, und für sie gibt es freie Fahrt für alle!

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