Luther bei Hart, aber fair? Man kann nur raten, nach wie viel Minuten der rüstige Reformator beim modernen Moderator rausgeflogen oder einfach gegangen wäre wie die AFD-Frontfrau bei Marietta Slomka neulich. Luther säße da vielleicht neben drei nichts sagenden, weltverbesserungsphantasierenden Plaudertaschen, bis Plasberg ihn herausfordert: Sagen Sie, Herr Luther, meinen Sie wirklich, dass der Mensch gar nichts an seinem Heil mitwirken kann? Nicht einmal durch gute Werke, klingende Kollekte und treuen Gottesdienstbesuch? Glauben Sie wirklich, dass uns Gott das Heil aus reiner Gnade schenkt? Sind Sie wirklich – quasi radikal-fundamentalistisch – der Auffassung, dass die Bibel als Wort Gottes auszulegen und zu leben ist? Luther hätte sich im besten Fall nicht provozieren lassen, sondern in aller Ruhe vier Kernthesen seines Denkens erklärt: Zunächst, lieber Herr Plasberg, möchte ich auf die vier Kennzeichen einer Kirche eingehen. Da ist 1. der Grundsatz Allein durch den Glauben. Damit meine ich, dass wir uns die Liebe Gottes und die Gewissheit unseres Heils nicht durch fromme Werke verdienen können. Wir sollen Gutes tun, weil wir an Jesus Christus glauben, also ihm unser Vertrauen schenken. Wir können uns den Himmel aber nicht - wie viele Zeitgenossen meinen - erkaufen, sondern uns allein durch den Glauben schenken lassen. Und der Glaube wiederum ist auch ein Geschenk. Plasberg fragt irritiert nach und macht den Faktencheck: Dann kann ich wirklich nichts am Heil drehen, nichts selber machen, nichts tun, außer mir den Glauben und das Heil schenken zu lassen? Luther erwidert: Völlig korrekt. Denn der 2. Grundsatz Allein durch die Gnade spielt hier mit rein. Nicht die Gnade macht uns fähig, an unserem Heil mitzuwirken und Punkte bei Gott zu sammeln, sondern die Tatsache, dass Gott uns am Kreuz Jesu begnadigt hat (über Plasbergs Kopf schwebt ein Fragezeichen). Luther führt aus: Das ist so wie bei Payback und Treupunkten: Wir wollen bei Gott Punkte sammeln und hoffen, dass er uns mit einem Platz im Himmel belohnt. Als Prämie sozusagen. Dabei hat er schon bei unserer Taufe sein Kreuz hinter unseren Namen gemacht. Gott sagt: Du bist und bleibst mein Kind, ich habe dich immer schon gewählt und geliebt - allein aus Gnade. Und das wissen wir aus dem 3. Grundsatz: Allein die Schrift. Die Bibel ist die maßgebliche Quelle, aus der wir wissen, wie Gott ist, wie sehr er uns liebt, was er von uns erwartet. Sie vermittelt das Heil, ohne dass wir ein dickes Handbuch mit Auslegungsregeln daneben legen müssten. Plasberg wirkt erleichtert: Ein Grundsatz fehlt noch. Luther holt Luft: Der heißt Allein Jesus Christus. Allein er schafft durch seinen Tod am Kreuz die Erlösung aller Menschen von Sünde, Tod und Teufel (Plasberg schluckt, schaut auf die Uhr). Luther: Wahrscheinlich reicht jetzt die Zeit nicht mehr, das noch zu erklären. Vielleicht behalten Sie sich einfach diese vier Kennzeichen einer Kirche. Allein Christus, allein durch den Glauben, allein durch die Gnade, allein die Schrift. Daran ist Kirche erkennbar. Plasbergs Gäste blicken sich an. Die Zeit ist um. Die Sendezeit ist vorbei. Kein inszenierter Skandal wie neulich bei Slomka, kein Eklat, vielleicht auch weniger Quote. Aber viel Zukunft für die Kirche der Reformation, jetzt, am 500. Reformationstag.
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26.10.2017
Kategorie: Angedacht
Luther bei Plasberg
Vier Kernthesen
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