Wenn Sie das lesen, hat sich die Aufregung zwischen Schreiben und Erscheinen dieser Gedanken wahrscheinlich schon gelegt. Aber es ist doch wirklich verstörend: Draußen sind noch 29 Grad, das Auebad ist geöffnet, die Sommergarderobe in Benutzung, und in den Lebensmittelmittelläden gibt es weit und breit immer noch keinen Lebkuchen zu kaufen? Was ist da los? Ist die Trockenheit für diese Lebkuchenverzögerung verantwortlich? Oder Trump? Sonst gab es doch schon längst Anfang September weihnachtliche Leckereien zur Bevorratung für die schönsten Wochen des Jahres. Anfang Dezember war ja schon immer alles ausverkauft, so dass man bei der Marktleitung heimlich anfragte, ob im Lager schon eine Palette Schokoeier und Schmunzelhasen stand. Da gerät man jetzt so knapp vor dem Fest echt schon in Stress, nur weil es die Lebkuchen nicht rechtzeitig ins Regal geschafft haben. Womit soll man sich jetzt nur den Bauch vollstopfen und die klebrigen Finger vollschmieren? Da kommt ja auch ohne Uhrenumstellung der gesamte Biorhythmus durcheinander! Dazu müsste man eine Volksabstimmung machen: Nicht für die Abschaffung der Sommerzeit, sondern gegen die zeitliche Beschränkung des Lebkuchenverkaufes. Was könnte im Sommer am Pool zu Cocktail und Pils besser schmecken als ein leckerer Lebkuchen mit zartglänzend angeschmolzener Vollmilchschokalde? Die Mutigen legen Lebkuchen auf den Grill oder schneiden ihn in den Salat, und für den Stau auf der Autobahn gehört immer ein Paket ins Handschuhfach. Was die Bibel dazu sagt: Alles, was auf der Erde geschieht, hat seine von Gott bestimmte Zeit (Prediger 3,1). Kann ich ja mal drüber nachdenken, wenn ich in den nächsten Tagen bei Glühwein und Lebkuchen in der Hollywoodschaukel auf der Terrasse sitze, mir den Schweiß von der Stirn wische und mich wundere, warum die Kinder ihre Sachen für das Freibad packen.

Ruth Rudolph / www.pixelio.de