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13.12.2019 Kategorie: Angedacht

Weihnachtsheititei

Nein, ich will natürlich nicht die hierzulande weit verbreiteten Weihnachtsbräuche schlecht machen. Ich frage ja nur, ob sie (noch) etwas mit Weihnachten zu tun haben. Das führt zu der Frage, was Weihnachten eigentlich ist.

Maria würde sagen: „Ein Engel kündigte mir die Schwangerschaft an und riet mir, meinem Sohn den Namen Jesus zu geben. Das bedeutet: Gott rettet oder hilft. Schöner Name! Obwohl ich mit keinem Mann etwas hatte, wurde ich tatsächlich schwanger, bekam das Kind ausgerechnet, als wir zur Volkszählung in Bethlehem waren. Hirten kamen vorbei und beteten mein Kind an und brachten unpraktische Geschenke mit. Eine Erstausstattung wäre mir lieber gewesen als Gold, Weihrauch und Myrrhe. Aber ihre Worte, dass mein Sohn jedem Menschen Rettung und Frieden bringt, die behielt ich in meinem Herzen.“

Josef würde sagen: „Die für nächstes Jahr geplante Hochzeit musste vorgezogen werden. Weil sie schwanger wurde. Schwanger! Aber nicht von mir. Soll ich ihr das mit dem Engel wirklich abnehmen? Versteh´ einer die Frauen, aber das geht nun echt zu weit. In einem Traum sprach dann Gott zu mir und klärte das auf. Also habe ich sie schnell geheiratet, damit es nicht so viel Gerede gibt. Und dann noch diese Volkszählung der blöden Römer. Ausgerechnet jetzt! In dieser Nacht war ich komplett überfordert. Ich erwachte aus meiner Ohnmacht, als der Kleine da war. Sie hatten ihn in ein Tuch gewickelt, in einen Futternapf gelegt und Maria versorgt, die erfahrenen Mütter des Dorfes. Und da schlief er nun. Die stinkenden Hirten wollte ich erst vertreiben, aber ich konnte nicht. Der Knirps soll der neue König sein? Der Heiland und Retter? Ich kann das noch nicht glauben. Aber Gott traue ich jetzt jedes Wunder zu.“

Die fleißige Hausfrau (sorry: Klischee) heute würde sagen: „Die Geschenke hatte ich alle schon im Oktober. Jetzt fehlt noch der Großputz (Schwiegereltern kommen!), Einkaufslogistik (incl. Weihnachtsbratenvorbestellung), letzte Kekse werden gebacken, der Mann zum Baumholen geschickt, Wohnung dekoriert, Dekokisten neu beschriftet, Friseurtermin gemacht, Weihnachtsmann für die Kinder gebucht, neues Kleid bestellt (kommt hoffentlich noch rechtzeitig), Tisch für den Weihnachtsbrunch reserviert, mit Freundinnen über den Weihnachtsmarkt gebummelt, den lebendigen Advent abgeklappert, auf Firmenweihnachtsfeier mit dem Flirten nicht übertrieben und die Weihnachtsplaylist auswendig gehört. Zur Kirche schaffe ich es wieder nicht, habe ja das Haus voll Gäste. Soll ich die etwa mitbringen?“

Ich würde sagen: Auf jeden Fall! Damit bei dem ganzen Weihnachtsheititei das eigentliche Fest nicht wieder zu kurz kommt.

Stefan Bayer / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemamm