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27.04.2017 Kategorie: Angedacht

Morgenglanz

Zuspruch zum Tagesanfang

Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen. Simon saß mit seinen Freunden im alten Fischerboot mitten auf dem See. Mitten in der Nacht. Wo sich sonst die Fische tummelten, herrschte gähnende Leere. Die Jungs waren leer, wie Flaschen leer. Leeres Netz und leeres Herz. Jesus war weg, der Heilige Geist noch nicht da. Langweilige Zwischenzeit. Also rudern sie zur nächsten Stelle. Wieder nichts. Mit trübem Blick fischen sie im Trüben. Und warten. Und warten. Wieder nichts. So lange mussten sie früher nie warten. Hatten sie sich am Anfang noch angeregt unterhalten, herrschte nun Schweigen. Mit Jesus hatten sie alles, ohne ihn haben sie nichts! Mit leeren Händen, mit leeren Mägen, mit leeren Herzen kehren sie zurück. Eine durchwachte und durcharbeitete Nacht, kein einziger Fisch im Netz, nicht mal ein Blindfisch, nicht mal einer. Sie müssen aushalten, dass nichts gelingt. Kein Schlaf, kein Essen, kein Erfolg, alles ist niederdrückend. Doch die Wende ereignet sich: Da es aber jetzt Morgen war, stand Jesus am Ufer! Die Nacht ist zu Ende.
Erinnern wir uns an unsere Nächte. Sorgen um Kinder, um Eltern, um sich selbst, Unruhe, Angst, kein Schlaf. Durchwachte Nächte, die von einem mühsamen Tag in den nächsten mühsamen Tag führen. Aussichtslose Dunkelheit. Wachen und vielleicht auch beten. Vor einer Operation, Lebensentscheidung, Prüfung, nach einer aufwühlenden Nachricht oder Auseinandersetzung.
Der Morgen ist schon im Alten Testament die Zeit, in der Gott die Hilfe bringt. Menschen in Krankenhäusern und Heimen sehnen den Morgen, das Licht, die Hilfe herbei. Nichts gegen Nachtschwestern, aber welch ein Segen ist es, wenn nach unruhiger Nacht das Morgenlicht ins Krankenzimmer fällt. »Da es aber jetzt Morgen war, stand Jesus am Ufer!«
Das gilt unumstößlich für alle Morgen unseres Lebens. Auch für das Morgen und Übermorgen. Und das verändert unsere Nächte. Jeden Morgen beim Aufwachen können wir dieses Wort über den neuen Tag stellen und es uns laut zusprechen: »Da es aber jetzt Morgen war, stand Jesus am Ufer.«
Indem dieser Zuspruch fest zum Tagesanfang gehört, gibt er uns Kraft: Der neue Tag, das neue Ufer ist nicht einfach leer. Wir werden empfangen, von Jesus in den Tag geführt. Er sorgt für uns. Das gilt auch für die dunkelste aller Nächte, in der wir Abschied von unseren Lieben nehmen müssen. Auch am Ende jeder Todesnacht steht Jesus am Ufer und erwartet uns. Und mit ihm bricht an der Morgenglanz der Ewigkeit.

Oliver Mohr / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann
Dateien:
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