Manche wundern sich vielleicht. Aber ich bin in meinem Leben bisher tatsächlich nur zweimal mit dem Flugzeug im Urlaub gewesen. Dieses Jahr und letztes Jahr. Wie kann das sein, wo es doch heute für die meisten zum Standard gehört, mit Kind und Kegel den Flieger zu stürmen und rund um die Welt zu reisen? Aus meiner Kindheit kann ich mich nur an einen einzigen Familienurlaub erinnern: Nach Damp 2000 an die Ostsee. Zu mehr reichte das Geld einfach nicht. Dafür wurde uns Kindern ermöglicht, mit der Kirchengemeinde auf große Fahrt zu gehen: Ins Fichtelgebirge, nach Juist und Spiekeroog. Im Studium war als Bafög-Empfänger an Urlaub nicht denken. Da der Verdienst nicht sonderlich mit der Familie mitwuchs, besuchten wir mit den Kindern Freunde, die sich in ähnlicher Situation befanden. Statt Malle und Malediven stand beschauliches Balkonien auf dem Programm (obwohl Pfarrhäuser in aller Regel weder einen Balkon noch eine brauchbare und überdachte Terrasse bieten, es sei denn, man gönnt sie sich irgendwann auf eigene Kosten). Da die Kinder größer wurden und sich die Stellensituation gebessert hatte, waren nun endlich einmal Flugreisen dran. Kurz und knackig, aber immerhin. Mal rauskommen, andere Länder und Menschen kennenlernen, Flughafenerfahrung sammeln, die Gastfreundschaft eines Hotels genießen, die Tücken einer Klimaanlage erfahren, an Sonnenbrand leiden, Schatten suchen und die heiße Meerluft in sich aufnehmen. Und das wichtigste: Dankbarkeit neu lernen und auffrischen. Nicht mosern und meckern, worin wir Deutschen wohl Weltmeister sind, sondern von Herzen dankbar sein. Auch wenn das Hotelessen anders schmeckt, auch wenn der Kellner mal angespannt ist, auch wenn die Zimmernachbarn nachts noch Lärm machen, auch wenn die Musik beim Einschlafen zu hören ist und sich ein größeres Insekt ins Badezimmer verirrt: Dankbar sein, dass man das erleben darf! Und wenn ich im Flieger in der Nähe junger Familien sitze, darf ich mich auch freuen und dafür dankbar sein, dass mir meine Eltern stundenlanges Schreien im Flieger erspart haben.

Petra Schmidt / www.pixelio.de