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20.07.2017 Kategorie: Angedacht

Einschulung

... mit dem Segen Gottes

Wenn ich an meine Einschulung denke, sehe ich ein Foto vom Einschulungstag vor mir. Ich stehe da mit Karohemd und kurzer Hose oben auf der Treppe zum Schulgebäude, neben mir meine große Grundschulliebe. Wir lächeln etwas angespannt in die Kamera. Hinter uns huscht unsere Grundschullehrerin durchs Bild, die uns mit harter Herzlichkeit und Liebe das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht hat und einen grasgrünen Opel Kadett fuhr. So grün wie ihr Opel waren wir hinter den Ohren, ängstlich und ungewiss über das, was die nächsten Jahre auf uns zukommen würde. Man sieht es uns auf dem Foto an. Man sieht noch den grünen Schulranzen aus Leder, der noch leicht auf meinen Schultern hängt, und in den Armen halten wir unsere Schultüten, als wären sie das einzige, was uns an diesem Tag Halt bieten könnte. Meine Schultüte war natürlich auch grün, schwer und mit allem gefüllt, was mir diesen schweren Tag versüßen sollte. Ich kann mich nicht mehr erinnern, aber ich bin mir sicher, dass wir vorher auch den Einschulungsgottesdienst besuchten. Weil es einfach praktisch war, wurde der damals in der katholischen Kirche gefeiert, die direkt neben der Schule stand. Sicher haben sich damals die Kollegen Mühe gemacht mit dem Gottesdienst. Ganz bestimmt haben sie ihn kindgerecht gestaltet und uns wichtige Worte mit auf den Weg gegeben. Natürlich haben wir auch Lieder gesungen, die wir vom kirchlichen Kindergarten her kannten, aber eine Erinnerung daran habe ich nicht mehr. Bestimmt wurden wir Kinder damals auch gesegnet für die vor uns liegende Zeit. Und ganz sicher wurde uns gesagt, dass wir Gott immer vertrauen dürfen, und dass er jeden unserer Schritte begleitet, dass er uns liebt und für uns sorgt, und dass er uns vergibt, wenn wir etwas angestellt haben, was wir später bereuten. Auch wenn ich noch nicht wusste, dass dreizehn Schuljahre auf mich warteten mit allen Freuden und Leiden, mit allen Glücksmomenten und Enttäuschungen, mit allen Bauchschmerzen und Lachtränen, wusste ich, dass der Segen Gottes immer trägt und hilft. An ihn konnte ich mich klammern, wenn es mal schwierig wurde, wenn Noten, Mitschüler und Lehrer schwer erträglich waren. Er gab Halt, und es ist ein Geschenk, dass ich nie an seiner Liebe zweifeln musste. Warum ich das schreibe? Weil der Segen Gottes nicht nur für die Schulzeit gilt. Er gilt an jedem neuen Tag. In Ausbildung und Beruf, in Familie und Ruhestand, bei Geburt und Tod, in Freude und Trauer: Gottes Segen bleibt. Wir dürfen ihn umarmen wie damals unsere schwere Schultüte, und wir dürfen täglich davon nehmen, um uns den Tag zu versüßen.

Hajo Rebers / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann