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03.10.2019 Kategorie: Angedacht

Herbstblues

Ich mag diese goldenen Herbsttage, wenn das Laub durch die Straßen wirbelt, der Wind einem hart, aber herzlich ins Gesicht weht, Nebel sanft die Felder flutet und die Luft nach wilder Natur duftet. Man bekommt herrliche Sonnenauf- und -untergänge zu sehen, einen strahlend blauen Himmel und eine wohltuende Sonne, die zu herbstlich-herrlichen Spaziergängen einlädt. Soweit die Theorie. In der Praxis gibt es nun aber auch die Herbsttage, an denen sich schon morgens tiefhängende Wolken niederlassen und die Tage in ein dumpfes Grau tauchen. Der Wind peitscht einem Regen ins Gesicht, und das Laub klebt am nassen Asphalt statt wild zu tanzen. Mühsam kramt man die irgendwann erworbene Tageslichtlampe hervor, die zwar helles Licht, aber nur schwachen Trost spendet. Der Kamin bleibt kalt, denn dank Greta empfindet der Klimakiller Kaminfeuerscham. Dazu die dicken Wollsocken, Bio-Tee, Kerze (LED!), Kuscheldecke und die neueste tief melancholisch-depressive Liebeskummermusik von Adele. Oder alternativ ein hohler Serienmarathon am TV. Ja, der Herbst hat seine zwei Gesichter. Er ist wechselhaft wie das Leben. Mal gibt es sonnige Zeiten, mal Dürren und Mangel, dann Überfluss an Glück und Freude. Mal weht einem die steife Brise hart ins Gesicht, dann wird man vom warmen Rückenwind wie auf Wolken getragen. Vieles verliert im Herbst seine Farbe, stirbt ab, wirkt wie tot, um dann im Frühling zu neuem Leben zu erwachen. Daher sollte man mitten im bunt-grauen Herbstblues die farbenfrohe Frühlingsfrische nicht vergessen. Nach dem Sterben kommt das neue Leben, nach dem Tod die Ewigkeit, nach dem Abschied hier die größte Party, die der Himmel je gesehen hat. Blöd, wer da nicht mit dabei sein will.

angieconscious / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann
Dateien:
Herbstblues.pdf