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12.09.2025 Kategorie: Angedacht

Familienkrach

Familie ohne Verwandtschaft

Auch Jesus bekam mal Ärger. Sicher, Maria und Josef hatten Vieles richtig gemacht in der Erziehung ihres Erstgeborenen und seiner Geschwister. Aber mindestens zweimal brachte er seine Eltern zur Verzweiflung. Beim ersten Mal war der kleine Jesus ausgebüxt. Gut, er war damals schon zwölf Jahre alt. Aber als sie ihn als Dorfkind in der großen Stadt Jerusalem verloren hatten, bekamen sie doch große Angst. Auch damals gab es Straßen und Gassen, wo man sich als Halbwüchsiger besser nicht blicken lassen sollte. Nach aufregender Suche fanden sie ihren Knirps im Tempel, wo er mit den Theologen lebhaft diskutierte. Aber Ärger von den Eltern bekam er dann trotzdem.

Rund 20 Jahre später zog Jesus mit seinem Schülerkreis durchs noch nicht Heilige Land. Für eine Lehrveranstaltung hatte er in einem Haus Platz genommen. Während heute Redner für einen Ted-Talk Hallen füllen, füllte Jesus mit seinem God-Talk das ganze Haus. Alle wollten ihn hören. Draußen auf der Straße rückte seine Mutter an zusammen mit seinen Brüdern und Schwestern, als ob sie die aufgebrezelte Tochter aus der Disco holen wollten. Maria hatte nach Josefs Ableben die Aufgabe, ihren Sohn wieder zur Besinnung zu bringen. Der ganzen Familie gefiel es immer weniger, dass Jesus mit seinen komischen Jüngern als Wanderprediger durch die Lande zog, anstatt endlich die Kurve zu einem bürgerlichen Leben zu bekommen, seinem Beruf als Zimmermann gewissenhaft nachzugehen und vielleicht irgendwann selbst eine Familie zu gründen.

Als Jesus zugetragen wird, dass seine Familie draußen auf ihn wartet, lässt er seinen Blick auf die schweifen, die um ihn herumsitzen, und sagt: »Das hier sind meine Mutter und meine Brüder! Wer tut, was Gott will, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter!« – Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht. Deshalb: Wenn es gerade schwer ist in der Familie, wenn Krach herrscht oder Streit oder man gar nicht mehr miteinander redet: Vielleicht tröstet es in angespannten Familienbanden, dass Jesus alle zu seiner Familie macht, die Gott vertrauen. Als kinderloser Single gründet er eine Großfamilie, die Kirche, die trotz aller Schwächen und Fehler sich um den einen sammelt, der Halt und Hoffnung gibt: Um Jesus!

Foto: Anemone123 / www.pixabay.com

Beitrag von Frank Wesemann