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17.02.2015 Kategorie: Angedacht

Das Kioskproblem

Gott ist der Weg UND das Ziel

Ein Kollege aus der Schweiz erzählte einmal folgende Geschichte: "Während meiner Schulzeit musste ich mit dem Zug die Strecke von meinem Wohnort zur Schule bewältigen. Diese knappe Viertelstunde war immer eines der am meisten mit Emotionen geladenen Zeitfenster des ganzen Tages. Meinen Puls aber so richtig auf 180 brachten unsere Sprintereien von der Schule zum Zug. Da Schweizer Züge nach Schweizer Uhren fahren, konnte man sich genau ausrechnen, wie viele Minuten und Sekunden man noch zur Verfügung hatte. Eines Tages war ich mal wieder mit meinem Freund am Rennen, als ginge es nicht nur einfach darum, eine Stunde früher zu Hause zu sein, sondern um den Fortbestand der menschlichen Spezie. Uns war rein rechnerisch klar, dass wir diesen Zug sowieso verpassen würden. Trotzdem sprinteten wir wie Roadrunner mit sieben Energydrinks intus und schlugen uns mit den Fersen beinahe den Hinterkopf wund, während wir gleichzeitig aufpassen mussten, uns gegenseitig nicht auf die Zunge zu treten. Keine Ahnung warum, aber als wir beim Kiosk ankamen, der nur wenige Meter neben dem Gleis stand, war unser Zug immer noch da und die Uhr zeigte noch satte 35 Sekunden bis zur Abfahrtszeit an. Wir waren Helden! Natürlich musste dieser Sieg gefeiert werden – also fielen wir über die Auslage des Kioskes her und deckten uns mit allen möglichen Glückshormon-Förderprodukten ein. Als wir uns umdrehten, um einzusteigen, war der Zug abgefahren. Da hatten wir alles gegeben, und als wir unserem Ziel so nahe waren, vergaßen wir völlig, warum wir eigentlich gerannt waren. Im Urlaub in Uganda haben wir einmal eine Antilopenart gesehen, von der uns der Wildhüter erzählte, dass sie ein unglaublich kleines Hirn hat. Wenn sie einen Löwen sieht, sprintet sie 30 Meter weg, um dann wieder friedlich zu grasen, weil sie vergessen hat, warum sie eigentlich gerannt war! Genauso erging es uns, als wir mit den Süßigkeiten in den Händen vor dem leeren Gleis standen. Kurz vor dem Ziel hatten wir das Ziel aus den Augen verloren." Was ist in unserem Leben die Kiosk-Auslage, die uns von unserem Ziel abbringen will? Mal eben schnell die Mails checken, Facebook und WhatsApp, und hier noch das Video, das man unbedingt gesehen haben muss: Was wollte ich eigentlich gerade? Unser Leben ist vollgepflastert mit Versuchungen und Ablenkungen. Auch unsere Beziehung zu Gott ist davor nicht verschont. Wir denken nur an ihn, wenn es gar nicht anders geht. Dabei ist er nicht nur Wegbegleitung, sondern Ziel unseres Weges. Geben wir alles, dass wir dieses Ziel am Ende auch erreichen und uns von nichts und niemanden davon abbringen zu lassen.  

johannes vortmann / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann