Wir erleben hier in den evangelischen Kirchengemeinden gerade etwas, wovon unsere katholischen Geschwister schon lange ein Lied singen können. Wo es früher Pfarrer für einen Ort gab, gibt es jetzt keinen mehr. Erst fusionierte man mit der Nachbargemeinde, bevor man mit der zusammen mit der nächsten Gemeinde zusammen gehen musste - ob man wollte oder nicht. So kam Wendeburg katholischerseits erst zu Vechelde und Lehndorf und nun auch noch zur Weststadt. Der Pfarrer wird zum Fahrer, weil er ständig unterwegs sein muss. Die Arbeit vor Ort überlässt man den Ehrenamtlichen. Und wenn man die nicht hat oder die nicht mehr wollen oder können, macht die Kirche zu.
Da leben wir Evangelischen trotz aller Kürzungsrunden und allem Gejammer noch ganz komfortabel. Und lasst uns bitte dankbar sein für alle Möglichkeiten, die uns die Kirche noch bietet! Allerdings schrumpften bei uns im letzten Jahr zwei ganze Stellen auf eine halbe, so dass zwei Pfarrerehepaare mit drei Stellen knapp 7000 Seelen beglücken sollen. War früher unser Fahrtkostenzettel sehr überschaubar, reicht er jetzt kaum noch aus. Wir lernen andere Kirchen und Gemeindehäuser kennen, hören von alten Gewohnheiten, müssen, was uns wichtig ist, schnell umsetzen, die Menschen mitnehmen, sie ab und zu enttäuschen, aber hoffentlich auch positiv überraschen und sie überzeugen bei dem, was uns wichtig ist.
Auch Christen sind sich nie in allem einig, aber sie sind eins in Christus. Wir können in mancher Sache streiten, aber sollten dabei nie Christus und die Aufgabe, die er uns gegeben hat, aus dem Blick verlieren. Trotz aller Vielfalt, wie wir den Glauben leben und Gottes Liebe feiern können, sollen wir eins sein in Christus.
Paulus schreibt uns heute im Brief an die Epheser in Kapitel 4: "Nun bitte ich euch: Lebt so, wie es sich für Menschen gehört, die Gott in seine Gemeinde berufen hat. Erhebt euch nicht über andere, sondern seid immer freundlich. Habt Geduld und sucht in Liebe miteinander auszukommen. Bemüht euch darum, die Einheit zu bewahren, die der Geist Gottes euch geschenkt hat. Der Frieden, der von Gott kommt, soll euch alle miteinander verbinden!
Ihr alle seid ein Leib, in euch allen lebt ein Geist, ihr alle habt die eine Hoffnung, die Gott euch gegeben hat, als er euch in seine Gemeinde berief."
Der Heilige Geist schenkt Einheit. Einheit ist etwas anderes als Gleichheit. Mann und Frau sind eins in Christus, aber sie sind nicht gleich. Wendeburger und Bortfelder sind eins in Christus, aber sie sind nicht gleich. Evangelische und Katholische sind eins in Christus, aber sie sind nicht gleich, was bestimmte Glaubenstraditionen angeht.
Der Heilige Geist schenkt die Einheit, die Jesus und Paulus so wichtig war. Kam der Heilige Geist im Alten Testament nur zu bestimmten Zeiten zu bestimmten Personen für bestimmte Aufgaben, so sagte der Prophet Joel in der Kraft Gottes voraus, dass eines Tages der Heilige Geist über alle Menschen ausgegossen wird, die sich danach sehnen.
Ohne den Heiligen Geist läuft in unserem Glauben, in unseren Gebeten, in unseren Gottesdiensten, in unseren Gemeinden gar nichts!! Darum ist so gut, was Paulus schreibt: "In euch allen lebt ein Geist." In dir lebt der Geist Gottes! Derselbe Geist, der damals zu Pfingsten mit Feuer und Wind auf die Jünger kam. Derselbe Geist, der bei der Erschaffung der Welt dabei war. Derselbe Geist, der auch heute überall auf der Welt Menschen beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt. Derselbe Geist, der in uns Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Besonnenheit und Selbstbeherrschung als Frucht des Geistes freisetzt und uns mit geistlichen Gaben beschenkt:
Derselbe Geist lebt in dir und wirkt durch dich hindurch. Er setzt eine Energie frei, dass aus einem Häufchen trauriger Versager die größte Gemeinschaft der Welt entsteht: Die Kirche, zu der wir gehören, wenn wir Jesus glauben und ihm vertrauen. Darum wollen wir sie heute feiern und von Herzen gratulieren: Herzlichen Glückwunsch Kirche und ein gesegnetes neues Lebensjahr! (Auszüge aus der Predigt von Pfingstmontag)

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