Der 9. November. Kaum ein anderes Datum sammelt so viele bedeutenden Ereignisse der deutschen Geschichte. Neben dem beglückenden Erlebnis des Mauerfalls am 9.11.1989 sind es die bedrückenden Erinnerungen, die schwer auf der deutschen Seele lasten: Der Beginn der Novemberangriffe auf jüdische Synagogen und Einrichtungen 1938, der Hitler-Ludendorff-Putsch von 1923, mit dem Hitler aus dem Schatten tritt und der Nationalsozialis-mus erstmals international wahrgenommen wird, sowie die November Revolution am 9.11.1918 in Berlin, die die Kaiserzeit beendete, die Republik ausrief und für unruhige Zeiten sorgte. Und noch ein Ereignis und dessen Folgen beeinflussen unser Land bis heute: Bei der feierlichen Amtseinführung des neuen Rektors der Hamburger Universität entfalten Studenten 1967 ein Transparent mit dem Spruch „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“, der zum Symbol der 68er-Bewegung wurde, die die Gesellschaft tiefgreifend verändert hat. Der Umgang mit diesem Tag ist gar nicht so einfach. Wenn man die Freude über die friedliche Revolution und die Deutsche Einheit zu sehr raus lässt, kommen sofort die Mahner und Erinnerer schamvoller Ereignisse. Begibt man sich in die mehr oder weniger verordnete schuldbewusste Demutshaltung, bleibt einem die Freude im Halse stecken, bis man sie erst am 3. Oktober des Folgejahres rauslassen darf. Aber auch im persönlichen Bereich gibt es Gedenktage. Vielleicht hält jemand sein Tauf- und Konfirmationsdatum oder den Tag von Firmung und Erstkommunion im Gedächtnis. Nicht nur Männer sollten ihren Hochzeitstag nicht vergessen, dazu den Kennenlern- und Verlobungstag. Geburtstage im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis sollte man draufhaben. Und vielleicht freut sich auch die Chefin, wenn man an ihren Geburtstag denkt. Ob nun besonders oder nicht, des Gedenkens wert oder zum Vergessen: Jeder Tag ist ein Geschenk, einmalig und unverdient. Wir sollten ihn nutzen, dem Schlechten zu wehren und das Gute zu bewahren.

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