Ich habe gerade die Wetteraussichten gesehen. Auch für die nächsten 16 Tage zeigt die App nur geringen Niederschlag an. Nur an einem Tag 0,5 Liter pro Quadratmeter. Sonst nichts. Das ist viel zu wenig, um den Durst der Natur zu löschen. Unser Rasen hat sich in einen hellgelbbraunen Belag verwandelt, und wenn man darüber geht, staubt und knistert es. Selbst die Blätter der Sommerblumen bekommen Sonnenbrand. Gartenpumpen fördern kein Wasser mehr hoch. Ohne Wasser kein Leben. Landwirte fahren die Schlauchwagen hin und her, um Mais, Kartoffeln und Zuckkerrüben zu beregnen. Demnächst wird der mexikanische Wüstenkaktus im Vorgarten heimisch. Die Bäume lassen die Blätter hängen und wir die Köpfe. Nicht nur auf Friedhöfen schleppen wir Gießkannen und schimpfen auf die Trockenheit. Wir denken dabei nicht daran, dass die Wasserschlepperei für Millionen Mitmenschen zum täglichen Überleben dazu gehört. Zwei Stunden mit leerem Kanister hin zum Brunnen, dann zwei Stunden mit vollem Kanister auf dem Kopf wieder zurück. Durch heißen Staub, ohne Schutz vor Sonne und wilden Tieren, die auch gern mal wieder etwas Saftiges zwischen ihre Zähne bekommen wollen. Für das tägliche Lebenswasser sterben täglich Menschen, während andere in Urlaubsparadiesen in den Hotelpool pinkeln. Im 42. Psalm heißt es: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“ Ich habe noch keinen Hirsch lechzen hören. Aber offenbar gab es zu biblischen Zeiten hörbar durstige Hirsche. Und Menschen, die eine sichtbare Sehnsucht nach Gott hatten. Heute stecken wir eher den Kopf in den Sand als unsere Hände sehnsüchtig Richtung Himmel zu strecken. Dabei stirbt unsere Sehnsucht nicht, indem wir sie totschweigen. Wie der Hirsch lechzen wir nach Wasser, nach Leben, nach dem, was uns in Sorgen trägt, in Ängsten tröstet, bei Abschieden beisteht, bei Ratlosigkeit Hoffnung gibt. Wenn wir nicht mit Blödigkeit und Blindheit geschlagen sind, treffen wir bei unserer Sehnsuchtssuche auf Jesus, der unseren Durst nach Leben für immer stillen kann.

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