Wenn Männer freiwillig Putzlappen, Fensterreiniger und Cockpitspray in die Hand nehmen, dann nicht, um ihre Liebste zu erfreuen, sondern um sich um ihren liebsten Schatz zu kümmern: Ihr Auto. Da wird geputzt und poliert, bis der letzte Mückendreck verschwunden ist und die Chromleisten glänzen, als käme das technische Kleinod direkt aus der Fahrzeugaufbereitung. Im Haus kümmern sich dann oft noch die Damen oder Dienstleister um glänzende Fenster, poliertes Parkett, strahlende Edelstahlspüle und fuselfrei abgefeudelte Küchenfliesen. Der Mai macht alles neu, aber der Frühlingsputz macht alles sauber. Die Prospekte der Discounter versprechen viel heiße Luft: Dampfsauger für Fenster, Fliesen und Futonsofa, keimfrei und antibakteriell. Den Rest erledigt der General oder Meister Propper. Selbst der Garten wird aufgeräumt und in Ordnung gebracht. Da wäre man ja schon viel weiter, wenn es nicht so kalt gewesen wäre. Der Frühling: Er liegt schon länger in den Startlöchern, aber er hat wohl den Startschuss noch nicht gehört. Sicher ist nur: Er wird kommen. Bald ist er da. Wärme, Licht und Leben, Cabriofeeling, Musik, Motorradfahrer, Machos und Magnummümmler. Wir freuen uns schon drauf. Genau wie die Mücken. Nur dass wir im Gegensatz zu ihnen eine Hoffnung haben, die über diesen Frühling hinaus reicht. Eine Hoffnung, die über dieses Leben hinausreicht, in der Leid, Zerbruch und Schmerz keinen Platz mehr hat. Eine Hoffnung, in der der Tod ausgestorben ist, er nicht mehr da sein wird, weil er verschlungen ist von dem Leben, das Gott uns schenken möchte. In der kommenden Karwoche wird es in den Kirchen weltweit darum gehen, dass Jesus den Weg zu Gott freigemacht hat, so dass uns nichts mehr von seiner Liebe trennt. Gar nichts! Da könnte es auch mal guttun, die Putzsachen einen Moment aus der Hand zu legen, sich zu setzen, und Gott dafür zu danken.

Rainer Sturm / www.pixelio.de