Als ich das heute in der Zeitung las, dachte ich zuerst an einen zu spät gezündeten Aprilscherz. Aber gleich zwei Artikel beschäftigten sich mit diesem dann doch wohl ernstgemeinten Thema. Es ging darum, dass der 1. Mai als staatlich geschützter arbeitsfreier Tag der Arbeit in diesem Jahr bedauerlicherweise auf einen Sonntag fällt und deshalb kein Arbeitnehmer wirklich etwas davon hat. Meine geschätzten Kollegen können in diesem Jahr den freien Tag allerdings auch nicht nutzen, da Sonntag wie jeder Tag für uns Arbeitstag ist mit Rundumdieuhrerreichbarkeitserwartung. Aber um uns aussterbende Berufsgattung geht es bei dieser Diskussion natürlich nicht. Es geht nach Meinung einiger mir bisher unbekannter Politiker darum, dass jeder verlorene (!) Feiertag mehr Stress und weniger dringend benötigte Erholung von den Belastungen durch die Arbeit und die Pandemie bedeute. Man wolle sich dafür einsetzen, dass künftig keine Feiertage mehr ausfallen und der soziale Zusammenhalt im Land gestärkt wird. Der Kommentar in der Zeitung schreibt dazu: „Die langen Wochenenden können genutzt werden für das Engagement in Gemeinde oder Community. Sie kurbeln das Tourismus-, Kultur- und Gastrogewerbe an. Und sie bieten Familien und Freunden in unserem zerfaserten Alltag Zeit zusammenzukommen.“ Ich weiß gerade nicht, wieviel Maibockbiere man getrunken haben muss, um so sozialromantisch durch den Tag träumen zu können. Das Geld, das man im Tourismus-, Kultur- und Gastrogewerbe ausgeben kann, muss man sich schließlich erst mehr oder weniger hart verdienen. Spontan kommt mir das sehr klischeehafte Bild eines im öffentlichen Dienst Tätigen in den Sinn, der mittwochs und freitags um 12.00 Uhr den Stift aus der Hand fallen lässt und mit jedem freien Samstag und Sonntag auf rund drei freie Tage die Woche kommt. Ja, böses Klischee, die Wirklichkeit ist sicher anders, sonst würde man bei Tarifverhandlungen nicht ständig trompetend und fordernd durch die Straßen ziehen. Eine andere Politikerin fordert, „gesellschaftlich darüber zu diskutieren, dass Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, nachgeholt werden können, wie es bereits in einer ganzen Reihe von Ländern der Fall ist.“ Sie verschweigt allerdings, dass diese Länder mit der Feiertagsverschiebung trotzdem noch mehr Jahresarbeitszeit vorweisen können als Urlaubsweltmeister Deutschland. Mit Dänemark haben wir jetzt schon die meisten Freitage. Nur Spanien hat da noch mehr zu bieten. Wegen der Hitze. Ich kann dieser Diskussion noch nicht wirklich folgen. Gibt es gerade wirklich keine dringenderen Probleme? Oder ich kontere mit einem kühnen Gegenvorschlag: Wenn nicht mal mehr die Hälfte der Bevölkerung unseres Landes Mitglied in einer Kirche ist, warum schaffen wir dann nicht konsequenterweise diese Feiertage ab wie 2. Weihnachtstag, Ostermontag, Pfingstmontag und dazu Himmelfahrt und Karfreitag, Reformationstag und im Süden 6. Januar und Allerheiligen und Fronleichnam und gehen stattdessen zur Arbeit? Zu Gottesdienstbesuch und geistlicher Einkehr werden diese Tage nur noch von wenigen genutzt. Stattdessen geht die Mehrheit in den Biergarten oder zum Eierbraten in den Wald. Aber wenn Christen der Glaube wirklich wichtig ist, brauchen sie keinen Gottesdienst und keine Kirche, um darüber ins Gespräch zu kommen. Das können sie vielleicht fast noch besser bei Bratwurst und Bier, Kaffee und Kuchen und bei Unternehmungen mit Familien und Freunden, die ihren Glauben und ihr Gottvertrauen bereits komplett verlernt haben und vielleicht doch noch wissen wollen, was den christlichen Glauben seit 2000 Jahren so alltagsrelevant und ewigkeitstauglich macht.

Foto: Alexas_Fotos / www.pixabay.com