Nachrichten Ansicht

News

04.11.2022 Kategorie: Pfarrverband

Fernzugvögel

Das ewige Leben beginnt schon jetzt.

Es war an einem Sonntagmorgen, als ich eine halbe Stunde ohne Sorgen meine Runde in der Feldmark drehte. Es war trocken, warm, und der Wind wehte vertraute Töne der Natur an mein Ohr. Es waren Gänse, die dann mein Auge erblickte, aufgereiht in Formation. Diese Ordnung der Natur: Eine Sensation in Perfektion, aufgereiht in Reih und Glied, wie es bei uns nur mit Zollstock und Geodreieck geschieht. So zogen sie über meinem Kopf in die Ferne, wo ich auch wäre so gerne. Einfach weg, mal raus, Sorgen und Ängste und die ganzen Fragen, an denen wir verzagen, zurück lassen in den Gassen der Niederungen und abheben, schweben, der neuen Welt entgegen.

Ich schaue den Gänsen nach und mache mir Sorgen, fliegen sie doch genau in Richtung Norden. Ob sie wissen, was sie tun? Aber schon fühle ich mich wie ein dummes Huhn, als wüsste ich mehr als das erfahrene Vogelheer. Mit meinem Abitur bin ich nicht klüger als die Natur. Vielleicht wollen sie sich neu sammeln, nicht nur in den Rieselfeldern rumgammeln, Kraft tanken für den Flug in die Ferne, in den Süden, auf den, wie es scheint, sich rein gar nichts reimt. Ich schaue den Vögeln nach, und ach, es kam die Schwermut, die selten guttut. Wäre doch schön, einen Platz zu finden, sich an eine starke Gemeinschaft zu binden, sich zu verlieben und loszufliegen, das neue Leben zu entdecken und einzuchecken, den Gedanken eine neue Richtung zu geben hin zum ewigen Leben, das jetzt schon beginnt. Nun denkst du: Der spinnt! Aber wenn man ehrlich darüber nachsinnt, macht es Sinn, die Sehnsucht nach Mehr zu stillen und – um Gottes Willen – den Blick nach oben zu richten, Ausschau zu halten nach dem, der da kommt im Namen des Herrn, der uns das Woher erklärt und das Wozu und Wohin, warum ich bin, der ich bin, geschaffen, geliebt, geborgen – auch mit meinen Sorgen.

Die Gänse sind kaum noch zu sehn. So kann ich weitergehn. Den Anfall von Schwermut kann ich verschmerzen, denn jetzt habe ich geschenkte Gelassenheit im Herzen. Getragen kann ich es wagen, den Fernzugvögeln im Frieden nachzusehn und mutig meinen Weg in die Zukunft zu gehn.

P.S.: Wenn jemand jetzt denkt: Verzwickt, der Text ist ganz gespickt mit schlechten Reimen, der wetze kein Messer, sondern mache es besser in der Kürze der Zeit, die einem bleibt, wenn die Uhr tickt, bis man die Worte weiterschickt.

Foto: OpenClipart-Vektoren / www.pixabay.com

Beitrag von Frank Wesemann