Meist müssen im Urlaub ein paar Stunden für Blumenpflege herhalten. Einige Zimmerpflanzen erhalten wir trotz mäßiger Pflege nun schon jahrelang am Leben. Sie grünen und blühen, aber manchen sieht es man es an, dass sie sich unwohl fühlen in ihrem Topf. Mal kippen sie im Topf um, mal bekommen sie welke Blattspitzen. Wenn ich ihre stummen Hilfeschreie nicht mehr hören kann, erbarme ich mich und hole sie aus dem Topf heraus. Meist ist dann vor lauter Wuzeln kaum noch Erde im Topf. Neben den intakten Wurzeln hängen dann schlaff die alten und längst abgestorbenen muffig herunter. Die zupfe ich vorsichtig heraus, bringe die Wurzeln in Ordnung und kürze sie mit der Schere ein ganzes Stück. Radikal, das Übel bei der Wurzel packend sozusagen. Dann kommt das zurecht geschnittene Wurzelwerk in frische Blumenerde, die welken Blätter kommen ab, und dann wird die Pflanze möglichst gerade und standfest eingetopft. Wenn ich es nicht vergesse, kommen auch noch ein paar Körner Dünger dran. Soll man so machen, habe ich irgendwo gehört. Dann das Prachtstück einmal inklusive eingestaubter Blätter abgeduscht, eventuell noch einmal gerichtet, und dann stolz bewundert. Könnte die Pflanze sprechen, würde sie vielleicht erleichternde Worte finden; so aber muss ich mir denken, ein gutes Werk getan zu haben. Schließlich war eine von Gottes ersten Tätigkeiten biblisch betrachtet auch das Gärtnern. Aber nochmal zurück zu den Wurzeln. Obwohl wir keine Pflanzen sind, soll jeder Mensch ja auch seine Wurzeln haben. Also etwas, das ihn hält und trägt, Stabilität verleiht sowie Kraft und „Nahrung“ gibt. Ohne Wurzeln können Pflanzen nicht leben, und wenn man Menschen ihre Wurzeln nimmt, verlieren sie ihren Halt. Für Viele ist ihre Heimat eine Wurzel, ihre Nationalität, Erziehung, die Werte, die ihnen vorgelebt wurden. Vielleicht sind auch noch ein paar starke Glaubenswurzeln dabei: Das Vertrauen auf einen Gott, der trotz aller Irrungen und Wirrungen diese Erde nicht aufgibt, sich für jeden Menschen hingibt, alle bereute Schuld vergibt und von seiner unendlichen Kraft an unsere Schwäche abgibt. Wer diese Wurzeln noch hat, sollte sie nie abschneiden. Er sollte sie aber auch nicht nur im Urlaub pflegen, sondern am besten täglich.

Helene Souza / www.pixelio.de