In Wahlkämpfen haben Sprücheklopfer Konjunktur. Die Phrasendrescher, Worthülsenposauner, Stammtischparolenverbreiter und Talkshowbesserwisser. Erst wird eine steile Behauptung von der Kette gelassen, dann eifrig zurückgerudert. So haben wir das doch nicht gemeint. Wir wurden missverstanden. Das Zitat ist verkürzt. Das kann alles sein, aber oft reden die Ahnungslosen wie Besserwisser und die Versteher so, dass man sie einfach nicht versteht. Manche reden so lange um den heißen Brei herum, bis der ganz kalt geworden ist. Es fehlt nicht viel, aber bestimmt hat sich bald einer totgelabert, ohnmächtig gesülzt oder abgeschwafelt. Immer schön dicke Lippe, bis man selber einen auf die selbige bekommt. Sprüche können verletzten, verleumden, verderben, verhindern und die Wahrheit verkehren. Sie können einen platt und fertig machen, an den Rand des Ruins bringen, finanziell und persönlich. Sie können aber auch heilen und helfen, aufrichten und trösten, motivieren und inspirieren. Ein Lob, das man bekommt, kann zehn verletzende Sprüche ausgleichen. Eins zu zehn: Vielleicht achten wir einmal darauf, welche Sprüche wir jeden Tag so vom Stapel lassen. Fragen wir uns, ob sie verletzten oder aufbauen, binden oder lösen, lähmen oder in Bewegung setzen.
Einer der – im besten Sinne – größten Sprücheklopfer war zweifellos Jesus. Seine Sprüche gingen nicht nur ein paar Wochen durch die Werbung, sondern sie wurden durch alle Phasen der Geschichte getragen in unsere Zeit bis an unser Ohr. Auch heute haben seine Worte ihre Kraft nicht verloren, sondern bewegen Menschen überall auf der Welt, Großartiges zu meistern, Krisen zu überstehen, Menschen Würde zu verleihen und von einer Hoffnung zu erzählen, die jede lähmende Sorge weit in den Schatten stellt. Heute wäre Jesus der angesagteste Poetry-Slammer, bestbezahlteste Redner, begnadetste Rhetoriklehrer, von dem alle das Leben lernen könnten. Wenn wir ihm denn auch einmal zuhören und uns von seinen Worten berühren und bewegen lassen.

S. Hofschlaeger / www.pixelio.de