Packungsbeilagen von Medikamenten können mich manchmal zur Weißglut treiben. Nachdem ich mich mit Risiken und Nebenwirkungen vertraut gemacht habe und weiß, wie ich das Medikament einnehmen soll, scheitere ich bei dem Versuch, die Packungsbeilage wieder genau so schön und glatt zu falten wie sie war. Kann ja nicht so schwer sein. Aber selten sieht sie bei mir danach so schön aus wie vorher. Und wenn dann noch die Salbenschachtel ganz klein ist, bekommt man den Beipackzettel gar nicht wieder in die Verpackung.
So ähnlich ist es mit den Zelten, die ich nach dem Besuch unseres Jugendfestivals zusammen packen muss. Ein neues Zelt ist auch immer wunderschön gefaltet verpackt und in der Zelttasche erstaunlich viel Platz. Aber wenn man das Zelt auf- und abgebaut hat, ist plötzlich die Zelttasche geschrumpft. Mit viel Mühe und Kraft quetscht man das Zelt in die Tasche und hofft, dass die Nähte dabei nicht reißen. Ähnlich wie bei den Schlafsäcken. Keine Ahnung, wie die nur vorher in die viel zu kleinen Taschen passen konnten. Also wird gestopft und gequetscht, und alles sieht nicht so schön glatt und fein aus wie am Anfang.
So ähnlich ist es auch mit unserem Leben: Zuerst läuft alles glatt: Glatter Babypopo, glatte Haut, Eltern reißen sich glatt ein Bein aus und kümmern sich rund um die Uhr. Wir werden umsorgt, gehegt und gepflegt. Aber später bekommt unser Leben Falten. Es ist nicht mehr so, wie Gott es sich gedacht hat. Es läuft nicht mehr so glatt wie am Anfang. Es wird dreckig: Wie werde ich meine Schuld los? Es wird freudlos: Wie bekomme ich meine Freude zurück? Es bekommt Falten und Risse und Brüche: Woher bekomme ich Heilung? Wie bekomme ich meine Dinge geregelt? Gott bügelt unsere Fehler nicht platt. Zu unseren Fehlern sagt er nicht Schwamm drüber. Er faltet uns auch nicht zusammen oder wirft uns zerknüllt in die Ecke. Sondern er schenkt uns einen Neuanfang. Dazu müssen wir ihm sagen, weshalb wir geknickt sind, und zulassen, dass er uns berührt. Dann packt er es an und bringt uns wieder in Ordnung. Manchmal geht es nicht ganz ohne Drücken und Schieben, aber am Ende bekommt er es doch hin. Sogar mit uns. So dass alles wieder passt. Und dann sind wir wieder neu von seiner Liebe ganz geplättet.
Foto: Christin Witt