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20.09.2015 Kategorie: Angedacht

Spurensuche

Dem Geheimnis des Glaubens auf die Spur kommen

Wir kennen das aus jedem Krimi: Ein Verbrechen wird entdeckt, und nun wird die Spurensicherung gerufen, die – wie der Name schon sagt – die Spuren sichern soll. Es werden Bilder geschossen, Beweismittel verpackt, Fingerabdrücke gesichert und DNA-Spuren genommen. Mit viel Hightech können heute Verbrechen aufgeklärt werden, die vor Jahrzehnten verübt wurden. Dank der Spuren, die der Täter hinterlassen hat. Jeder von uns hinterlässt Spuren. Mal sind sie kaum zu entdecken, mal sind sie tief eingedrückt, mal sind sie verwischt. In Traueranzeigen lesen wir manchmal von Spuren, die der Verstorbene hinterlassen hat. Viele Menschen haben in unserem eigenen Leben ihre Spuren hinterlassen: Eltern, Geschwister, Erzieherinnen, Lehrer, dazu besondere Ereignisse wie Hochzeit, Kinder und der Verlust von Heimat, Haus und Lebenspartner. In unserer europäischen Kultur, aber auch im eigenen Leben hat auch der Glaube Spuren hinterlassen. Mal sind sie kaum zu entdecken, mal sind sie tief eingedrückt, mal sind sie verwischt. Diese Spuren sind zum Teil verschüttet, vergessen, verschollen: So ähnlich wie dieser ominöse Zug aus der Nazizeit, dem Goldjäger und BILD-Reporter hinterherjagen. Auch wenn man mit Kirche nichts am Hut hat, sind die Spuren des Glaubens unübersehbar: Jeder Kirchturm, jede freie Meinungsäußerung, jede freie Wahl, Grundlagen der Erziehung, der Kunst, der Musik, des Sozialstaates, der Kranken- und Armenfürsorge sind ohne den christlichen Glauben schwer vorstellbar. Der Glaube ist immer auch öffentlichkeitswirksam. Das ist er aber erst, nachdem er persönlich geworden ist. Der Arzt kann über Medizin reden, ohne sie eingenommen zu haben. Man kann aber schlecht über den Glauben reden, ohne eigene Erfahrungen damit gemacht zu haben. Deshalb lohnt es sich immer, dem Glauben auf die Spur zu kommen: Sich selbst ein Bild zu machen, Spuren zu sichern, Beweise zu bewerten, um danach zu entscheiden, ob man dieser Spur mit seinem Leben folgen möchte oder nicht. In diesen Wochen läuft in unserem Gemeindehaus solch eine Spurensuche. Wir wollen gemeinsam dem Geheimnis des Glaubens auf die Spur kommen. An noch sieben Abenden begeben wir uns auf Spurensuche z.B. nach dem Sinn des Lebens. Wenn wir vielleicht 70 Jahre alt werden und mit unserem Leben hoffentlich gute Spuren hinterlassen werden, lohnt es sich dann nicht auch, sich an sieben Abenden Gedanken zu machen über das, was mein Leben ausmacht, trägt und erhält? Was der Sinn von allem ist? Was Gott mit meinem Leben zu tun hat, obwohl ich nichts mit ihm am Hut habe? 

Janusz Klosowski / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann
Dateien:
Spurensuche.pdf