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22.11.2018 Kategorie: Angedacht

Adventsgebäck

Das Christkind kommt auch ohne Gebäck

Schön war in der Vorweihnachtszeit die Warnanzeige in einem deutschen Bahnhof, die vor Gebäckdieben warnte. Ja, auf Kekse und Stollen, Cookies und Crepes, Lebkuchen und Zimtsterne muss man auch laut Ernährungsexperten gut aufpassen. Das gilt sogar für Dominosteine, die man in diesen Wochen nicht zum Spielen, sondern zum Verzehren nutzt. Alle futtern sich Winterspeck an. Nicht nur Rudolph hat eine rote Nase, auch eifrige Glühweintrinker können ein Lied davon singen. Ob Zimtlikör mit Sahnehaube oder Punsch mit Schuss: Es wird gepichelt, bis das Christkind kommt. Zum Weihnachtsmenü gibt es dann Sherry zur Suppe, Weißwein zum Fisch, Champagner zum Hühnchen und Portwein zum Obst (oder war das nicht eine Woche später?). Jedenfalls sind manche am Ende aufgequollen vom Weihnachtsstollen, bewegungsunfähig vom familiären Feier- und Serienmarathon im TV und werfen schon am Weihnachtsmorgen den nervig-nadelnden Baum aus dem Fenster: Knut lässt grüßen! Vor der Tür winkt der aufblasbare XXL-LED-Schneemann, die Solar-Outdoorleuchte in Sternform weist den Weg und die Sternenlichterkette versprüht weihnachtliche Harmonie. Dann noch schnell den kuscheligen Nicki-Loungewear-Overall übergestreift, die Kuschelsocken angezogen, Wellnesstee gekocht, LED-Kerzen mit Fernbedienung angemacht und den TV auf Kaminfeuerbild eingestellt. Wie schön ist doch die Weihnachtszeit! Schade nur, wenn man vergessen hat, worum es eigentlich gehen sollte: Um den einen, der uns nicht vergisst, auch wenn wir ihn vergessen haben; der dableibt, auch wenn wir ihn abgeschrieben haben; der für uns da ist, wenn uns keiner mehr folgen kann; der zu uns kommt, auch wenn uns das Adventsgebäck einmal abhanden gekommen ist.

Ruth Rudolph / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann