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20.12.2024 Kategorie: Angedacht

Prüfungsstress

Prüft alles und behaltet das Gute

Schon in meiner Schulzeit haben es viele Lehrer in der Adventszeit nicht gebacken bekommen. Ich rede jetzt nicht von Keksen, sondern von Klausuren. "Was, ihr schreibt in der Woche schon drei Arbeiten? Gut, dann schreiben wir halt einen Test!" Wenn wir als Schüler zarten Protest einlegten, hat es doch nie etwas genutzt. Nicht nur in dieser Hinsicht hat sich das System Schule in den letzten Jahrzehnten leider nicht weiter entwickelt. Auch jetzt stöhnen nicht nur viele Konfirmanden genau darüber. Wenn ich ihnen sage, dass sie die Schule nicht zu wichtig nehmen sollen, schauen sie mich verstört an oder ich bekomme böse Blicke von den Eltern. Würde die Schule wirklich auf das Leben vorbereiten, würde es unserem Land besser gehen. Auch die kürzlichen Vor-Abi-Klausuren fördern nur das Fachidiotentum statt die nötige Allgemeinbildung. Es gibt ein Leben nach der Schule!

Aber die Wahrheit ist auch: Das Leben ist nie prüfungsfrei. Egal ob Gesellen-, Examens-, Bachelor- oder Masterprüfungen, ob Partnerschaft, Elternschaft, Verwandtschaft, ob berufliche, ehrenamtliche oder gesellschaftliche Herausforderungen oder erst recht im Umgang mit Krankheit, Leid und Tod: Wir stehen vor Prüfungen, solange wir leben.

In der biblischen Losung für das neue Jahr heißt es: "Prüft alles und behaltet das Gute!" Paulus schrieb das damals an Christen im heutigen Thessaloniki in Griechenland, und dennoch hat sein Ratschlag nach rund 2000 Jahren nichts an Aktualität eingebüßt. Auch wir sollen die Augen offenhalten, in einem Streit beide Seiten hören und in den Blick nehmen, nicht jede Nachricht ungeprüft glauben und weiter tratschen und Behauptungen dem Faktencheck unterziehen, bevor wir sie weiterverbreiten. Nehmen wir nicht alles als gegeben hin, sondern holen wir auch mal im bildlichen Sinn die Lupe raus, um alles genau zu prüfen. Das Gute sollen wir dann behalten und bewahren und das Schlechte möglichst schnell wieder vergessen und zur Seite legen, damit es uns nicht belastet und aufhält.

Wie so oft gehen biblische Verse über reine Ratschläge zur persönlichen Selbstoptimierung hinaus. So lässt sich auch in diesem kurzen Spruch eine wunderbare Verheißung entdecken: Halte Ausschau nach dem Guten! Übersieh es nicht! Auch in einem Leben oder in einer Situation, die auf den ersten Blick gar nicht gut erscheint, kann es etwas Gutes geben. Das gilt es zu entdecken und zu behalten. Beispiele: Du hast Angst vor dem neuen Jahr, weil wichtige Entscheidungen anstehen, die du noch nicht voraussehen kannst? Habe keine Angst, denn Gott wird dich jeden Tag dieses neuen Jahres begleiten. Du fühlst dich gestresst von den vielen schlechten Nachrichten in der Welt? Habe keine Angst, denn wenn Gott diese Welt noch nicht aufgegeben hat, solltest du es auch nicht tun. Du denkst, dass früher alles besser war und jetzt alles den Bach runter geht? Habe keine Angst, denn Gott kann auch im Kleinen Großes wachsen lassen (hat er ja gerade zu Weihnachten unter Beweis gestellt!).

Vielleicht schaffen wir es an den Tagen nach dem Fest, den wahren Weihnachtsschatz zu entdecken und zu heben, indem wir prüfen, was unserem Leben Halt und Hilfe und Trost und Hoffnung gibt. Wenn wir dann merken, dass Geld und Haus, Auto und Urlaub, Macht und Karriere schön, aber angesichts des Todes für uns ohne bleibende Bedeutung sind, bleibt nur noch das eine, das wir dann behalten wollen: Das Gute, das einen Namen trägt: Jesus!

Foto: F1 Digitals / www.pixabay.com

Beitrag von Frank Wesemann