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22.01.2019 Kategorie: Angedacht

Winterkirche

Jeden Tag auf´s Neue!

Energiesparen ist angesagt. Wer nicht mitmacht, killt das Klima. Also lassen wir im Januar und Februar die Kirche kalt und verlegen den Gottesdienst in unser altes Gemeindehaus. Dort ist es wärmer und gemütlicher. So warm und so gemütlich, dass man als Prediger noch häufiger in die weit aufgerissenen Münder der Gemeindeglieder blickt, wenn sie herzhaft gähnen. Was natürlich nicht an der gottesdienstlichen Langeweile liegt, sondern daran, dass sich der Sauerstoffgehalt der Luft im Lauf der 45 Gottesdienstminuten deutlich reduziert. Beim Singen und Beten, Reden, Denken und Durchatmen verbraucht man Sauerstoff. Dazu die Heizungswärme, die manche Besucher tapfer in dicke Winterjacken gehüllt und stets fluchtbereit ertragen. Dabei darf man vor Gott ablegen: Nicht nur die dicke Jacke, sondern auch seine Sorgen und Nöte. Manche mögen die Winterkirche, für manche ist das dort kein richtiger Gottesdienst. Dabei ist Kirche immer dort, wo das Evangelium rein gepredigt und die Sakramente richtig verwaltet werden. Und genau das kann überall geschehen, auch in unserem alten Gemeindesaal. Statt Orgel gibt es Piano, statt harter Kirchenbank bequeme Stühle. Bevor es losgeht, sehe ich fitte Frauen mit Gymnastikmatte zur Turnhalle eilen. Pilates oder Pilatus: Das ist sonntagsmorgens die Frage. Vielleicht sollten wir beides mal verbinden: Stretching für Körper und Seele, Muskelaufbau und Beweglichkeit für den anspruchsvollen Alltag. Denn wahrscheinlich brauchen wir beides: Pilates und Pilatus, körperliche und geistliche Gesundheit, starke Knochen und eine gefestigte innere Haltung, die aus dem Glauben heraus zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen trifft. Und das nicht nur sonntagsmorgens im Winter, sondern jeden Tag auf´s Neue!

Ulrich Merkel / www.pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann
Dateien:
Winterkirche.pdf