Das neue Jahr startete ungewöhnlich aufgeregt. Statt Winterruhe Aufruhr, Empörung und Protest. Keine geschlossene Schneedecke legte das ganze Land lahm, sondern Bahnstreik und Bauernprotest. Auch ruhigere Zeitgenossen sind plötzlich innerlich auf Krawall gebürstet, was nicht nur an dem miesen Wetter liegt. Die Ministerfähre wird gestürmt – oder auch nicht. Proteste werden von Extremlern und Spinnern oder beiden unterwandert – oder auch nicht. Der Staat muss sparen, aber nicht bei mir. Das Maß ist voll, das Fass läuft über, die Hutschnur reißt, die Nerven liegen blank, das Ende der Geduld ist erreicht. Egal, was ich hier vertiefend dazu schreiben würde: Innerlich greifen manche sicher schon zu Fackel und Mistgabel und versammeln sich im Schutz der Dunkelheit zum Protest vor dem Pfarrhaus. Man bekommt mitunter schon Angst, etwas zu sagen oder zu schreiben, was einem anderen vielleicht nicht gefallen könnte und der deshalb die hemmungslose Wut- und Empörungsmaschine anwirft. Fakten sind dann nebensächlich und feine Differenzierungen unnötig, denn man hat ja seine Meinung.
Mich als friedliebender und auf Ausgleich setzender Mensch nervt es, wenn mir die allgemeine Wutwelle die Füße umspült. Und es ärgert mich, wenn ich mich von diesem chaotischen Empörungs- und Aufregungschaos anstecken lasse und ich mich vom allgemeinen Abwärtsstrom, der unser Land scheinbar erfasst hat, kraftlos mitreißen lasse. Ich will das nicht. Denn ich habe, wie die meisten anderen Menschen bestimmt auch, die Hoffnung für unser Land noch nicht verloren.
Deshalb hier in aller Bescheidenheit und Unvollkommenheit mein unmaßgeblicher Antifrustvertiefungstippversuch:
1. Ruhig bleiben: Spring nicht über jedes Stöckchen, das man dir hinhält;
2. Ball flachhalten: Versuche, dich sachlich, verständnisvoll und wertschätzend zu äußern;
3. an Stärken erinnern: Besinne dich auf die Tugenden, für die unser Land immer noch steht;
4. Kopf einschalten: Gefühle allein sind nicht immer der beste Ratgeber;
5. Menschen wertschätzen: Auch wer nicht meiner Meinung ist, hat ein Recht, sie zu äußern, ohne niedergebrüllt zu werden;
6. selbst aktiv werden: Nicht nur klagen und meckern wie die Zuschauer am Spielfeldrand, sondern selber Verantwortung übernehmen und mitspielen. Dazu passt
7. für gute Leitung beten: Wir brauchen in vielen Bereichen, in Wirtschaft, Politik und auch Kirche fähiges, kompetentes, kluges, weises, umsichtiges, weitsichtiges, visionäres, demütiges und am Allgemeinwohl interessiertes Leitungspersonal. Führungspersonen sind oft einsam und werden nur kritisiert. Wir sollten trotzdem dafür beten, dass sich fähige Menschen dieser Verantwortung stellen und die vielfältigen und allgegenwärtigen Probleme nicht nur anpacken, sondern Schritt für Schritt lösen.

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