Vielleicht geht es Ihnen anders, aber ich habe bisher nur ganz wenige blinde Menschen kennengelernt. Ich weiß, dass es sie gibt, aber aktuell kenne ich keinen näher. Ich kann mir kaum vorstellen, in der Dunkelheit zu Hause zu sein. Ich weiß nicht, wie es ist, rund um die Uhr in der Nacht zu leben. Als Sehender stelle ich mir das schlimm vor, blind zu sein. Auch wenn die anderen Sinne dann angeblich geschärft sind, möchte ich nicht auf das Sehen verzichten. Und ich wünschte mir, man könnte heute Blindheit einfach heilen.
Aber auch Sehende sind manchmal blind: Verliebte sind blind vor Liebe, manche Jugendliche sehen den Wald vor Bäumen nicht und Betrogenen fällt es wie Schuppen von den Augen. Manche werden von Schönheit oder falschen Versprechungen geblendet, und nicht nur in Wahlkampfzeiten streut man Wählern Sand in die Augen oder führt sie hinter´s Licht. Der Blindfisch trifft das Tor nicht und der Schiedsrichter hat das Foul einfach nicht gesehen. Viele Probleme will man nicht sehen, wahrnehmen, angehen. Blindheit gibt es auch bei Sehenden. Immer mehr Menschen werden blind für den Glauben. Sie sehen nicht (ein), dass es einen Gott gibt, ihn sogar geben muss, wenn man kein Kind eines abenteuerlichen Zufalls sein möchte. Diese Blindheit scheint ansteckend zu sein, denn sie greift schnell um sich. Blind für Gott, blind für alles, was er uns täglich schenkt, blind für die Vorteile, die man als Kind Gottes haben darf: So blind kommt man gut durch´s Leben, auch wenn man Wesentliches übersehen hat.
Am Sonntag geht es in manchen Predigten auch um einen Blinden. Freunde bringen ihn zu Jesus, Jesus nimmt ihn an die Hand, führt ihn raus vor das Dorf und heilt ihn auf wundersame Weise von der Blindheit. Aus der Nacht wird Tag, aus der Dunkelheit Licht. Ob Jesus heute auch noch Augen öffnet? Zuzutrauen ist es ihm. Wenn wir ihm vertrauen, werden wir es ja sehen!
