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27.10.2025 Kategorie: Angedacht

Berlin

Was nützt es, wenn man die ganze Welt gewinnt...?

Es war eine eindrückliche Erfahrung für mich, nach fast 40 Jahren mal wieder in Berlin zu sein. Zunächst Verwandtenbesuch etwas außerhalb mit dreimal Umsteigen und vollen Zügen. Neben dem Pfarrhaus, in dem wir die Nacht verbringen durften, zwei Plattenbauten, die kurz vor der Wende hochgezogen worden waren. Bedrückend-klobige Schattenspender. Gegenüber steht eine Kirche, deren Turm von einer Weltkriegsbombe zerstört war. Nun wird er seit Jahren wieder aufgebaut. Aufwendig und teuer. Ist die Kirche in Berlin hoffnungsvoller als unsere? Ich glaub es kaum. Wenn man das Schmuckstück irgendwann mit Leben füllt, also nicht nur mit Konzerten für die Kulturellen, sondern mit dem lebensschaffenden und lebensverändernden biblischen Wort für alle, die es hören und dann glauben: Dann sei es ihnen von Herzen gegönnt!

Am nächsten Tag weiter ins Zentrum zum Kurfürstendamm. Die Wucht der großen Stadt erschlägt mich fast. Teure Autos in den Nebenstraßen: Bentley, BMW, Mercedes und erstaunlich viele Geländewagen. Wozu braucht man die in der Stadt? Trotz Herbstwetter viele Menschen unterwegs. Schulklassen wie meine früher in der 10. Klasse. Die Stadt: Damals noch geteilt. Heute auch: In arm und reich. Wir schlendern durch die Schnäppchen-Abteilung im Kaufhaus des Westens. Das unschöne und billig aussehende Kleid soll statt 900 Euro nur noch 600 Euro kosten. Ich verstehe es nicht. Dann auf einer Etage ein Vorgeschmack auf den Weihnachtsmarkt. In Berlin heißt es wahrscheinlich Wintermarkt. An etlichen Wänden Anhänger für Weihnachts- bzw. Tannenbäume. Hässlicher und kitschiger und teurer geht es kaum. Ich muss mich schütteln und erstmal setzen. Draußen hatte noch einer in seinem Schlafsack im Hauseingang gelegen, und hier drinnen wird unsinnig Geld für Sinnloses verbrannt. Dieser krasse Gegensatz schlägt mir auf den Magen. Dann gehen wir rüber zur meist fotografierten Ruine der Stadt: Der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Der Kirchraum düster. Über allem schwebt der segnende Christus mit seinen tief runtergezogenen Mundwinkeln und den angsteinflößenden Augen. Für mich eher Droh- statt Frohbotschafter. Mein Jesus lächelt und strahlt im ganzen Gesicht! Aber einmal hat er auch geweint, damals, über Jerusalem. Weil sie ihn als Messias, als Retter und Erlöser nicht annehmen wollten. Vielleicht würde er heute über Berlin weinen, über Menschen, die sich im unbezahlbar Wertlosen verlieren und den Schatz des Evangeliums einfach nicht erkennen (wollen). Und die Frage, die Jesus damals stellte, könnte er heute auch uns stellen: Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sich selbst verliert? (Evangelium nach Lukas Kapitel 9 Ver 25)

Foto: Christine Schmidt / www.pixabay.com

Beitrag von Frank Wesemann