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03.06.2015 Kategorie: Angedacht

Zukunftsfähig

Intelligent schrumpfen

Das ist ein Schlagwort, das ich kaum noch hören kann. Betriebe stellen sich zukunftsfähig auf, was meist bedeutet, Personalkosten zu senken. Das bedeutet wiederum, Stellen zu streichen, zu kürzen oder zusammen zu legen. Landkreise stellen sich zukunftsfähig auf und suchen Fusionspartner zur Verschlankung, Effizienz- und Synergiegewinnung, zur Sicherung einer noch besseren, sparsameren und bürgernäheren Verwaltung. Das wird allerdings auch bedeuten, dass man mit weniger Personal (noch) besser werden möchte. Wer ein wenig mit Weisheit und Rechenkunst beschenkt ist, wird vermutlich schnell den Verdacht haben, dass die Rechnung mehr Leistung durch weniger Personal schlecht aufgehen kann. Nun hat unsere kleine Landeskirche ein Gesetz beschlossen, das die Verteilung von Pfarrstellen neu regelt. Sie sollen nicht nach Bedarf besetzt werden, sondern nach einem komplexen Verteilungsschlüssel. So werden zukünftig manche sehr alten Pfarrämter nicht mehr besetzt, Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Kirchengemeinden müssen sich auf veränderte Formen der Zusammenarbeit einstellen. Wenn sie es schon muss, soll Kirche "intelligent schrumpfen", also weise, überlegt und ruhig den Veränderungsprozess gestalten und nicht chaotisch und überstürzt dem Abgrund entgegen rennen. Das neue Gesetz soll die Kirche zukunftsfähig machen. Ich muss mich damit noch intensiv anfreunden, sehe ich doch die Zukunftsfähigkeit einer Kirche weniger in ihrer Struktur als in dem, für das sie steht, begründet. Kirche als Gestaltungsraum ja, aber als Raum, in dem Glaube, Hoffnung und Liebe, Annahme und Respekt, Zuversicht und Hoffnung, Trost und Gewissheit, Gemeinschaft und Großherzigkeit einen breiten Raum haben, miteinander gelebt und gestaltet zu werden. Die letzte Wahl zum Kirchenvorstand 2012 stand unter dem Motto Gemeinde stark machen. Ich wünsche mir Gemeinden, die sich das neu bewusst machen und so stark und selbstbewusst ihre Kirchengemeinde zukunftsfähig machen, ihre Kirchengemeinde, die ja auch im Verbund die Hoffnung der Welt ist und bleibt. Zukunftsfähig sind Christen, Gemeinden und Kirchen, wenn sie mit dem in die Zukunft gehen, dem wir unser Leben verdanken. Glaubensvoll, liebevoll und hoffnungsvoll: So sind wir dann auch voller Zukunft! Zum Thema "intelligent schrumpfen" noch eine kleine Ermutigungsgeschichte, die ich jetzt las: Christen in Indien beten auch für Kühe, die im Hinduismus als heilig verehrt werden – mit erstaunlichen Folgen: Pastor Prassana Kumar war am Anfang seines Missionsdienstes in den Dörfern nicht immer willkommen. Einmal stieß er auf eine Gruppe, die um eine kranke Kuh herumstand, die im Sterben lag. Der Pastor wurde aufgefordert, zu seinem Gott um Heilung für das Tier zu beten. Kumar betete mit nicht allzu großem Vertrauen und ging dann schnell nach Hause. Am nächsten Morgen kam der Besitzer der Kuh zu ihm. Kumar hatte Angst, dass die Kuh gestorben sei und die Männer ihn verprügeln wollten. Stattdessen habe der Bauer ihm Milch der Kuh gebracht und sich für das Gebet bedankt. Sie sei über Nacht genesen. Das sprach sich schnell herum und führte dazu, dass die Christen eine Gemeindearbeit starten konnten. Seit 1981 hat Kumar in der Region 35 Gemeinden mit rund 3.000 Mitgliedern gegründet.

Harald Schottner / www.pixelio.de

Beitrag von Frank Wesemann