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19.06.2024 Kategorie: Angedacht

Lustschloss

Zimmer im Königsschloss

Ist das nicht schön? Endlich wieder ein Fest der Dörfer! Sophiental feiert Geburtstag und wir alle dürfen mitfeiern! Gestern Rock, heute Gott, zumindest zu Beginn. Ich dachte hier am alten Schwimmbad am Kanal passt zum Einstieg ein kleiner Witz mit Swimmingpool:

Ein texanischer Milliardär feiert seinen Geburtstag auf seinem riesigen Anwesen. Jedes Jahr lässt er sich dazu in seinen Swimmingpool im Garten einen Haifisch setzten. Kurz vor Sonnenuntergang ist es auch dieses Jahr so weit: Der Milliardär bittet seine Gäste in den Garten zu seinem Swimmingpool und sagt: "Wer es schafft, diesen Swimmingpool mit dem Haifisch darin einmal der Länge nach zu durchschwimmen und am anderen Ende wieder lebend aus dem Wasser zu kommen, der darf wählen: Ich gebe ihm entweder die Hälfte dieses wunderschönen Anwesens oder die Hälfte meines Vermögens oder die Hand meiner hübschen Tochter." Es folgt atemloses Schweigen. In den letzten Jahren hatte niemand den Mut. Da, plötzlich hört man einen Platsch. Alle fahren herum und sehen, wie ein junger Mann so schnell er nur kann den Pool durchschwimmt. Der Haifisch entdeckt ihn ebenfalls und heftet sich an seine Ferse. Er schnappt nach dem jungen Mann, der immer gerade noch den scharfen Zähnen entkommt. Mit letzter Kraft gelingt es ihm, sich aus dem Pool an Land zu retten. Der Haifisch donnert mit seinem Maul gegen die Poolwand und gibt verärgert auf. Die gespannte Stille wird zu riesigem Jubel.

Der Milliardär kommt aufgeregt zu dem nassen jungen Mann, der nach Luft schnappt und schlägt ihm auf die Schulter: "Unglaublich! Herzlichen Glückwunsch! Das hat vor dir noch keiner geschafft! Nun willst du sicher die Hälfte dieses wunderschönen Anwesens." "Nein."

"Nicht? Dann willst du sicher die Hälfte meines Vermögens." "Nein." "Ah, ich sehe schon, du bist ganz ein Schlauer. Du willst natürlich die Hand meiner hübschen Tochter!" "Nein."

Ungläubiges Schweigen. Etwas ratlos fragt der Milliardär: "Was willst du dann?" Und der antwortet: "Name und Anschrift des Kerls, der mich in den Pool geschubst hat!“

Sophiental hat auch zur Sommerparty geladen und alle sind gekommen. Mit 300 Jahren ist Sophiental die jüngste Ortschaft der Gemeinde Wendeburg. Deshalb sehen die meisten Sophientaler auch noch so jung und knackig aus. Frisch auf, sag ich da nur!

Die Geschichte des Ortes beginnt nachweislich im Jahr 1724. Der regierende Herzog August Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg schenkte seiner dritten Frau, Herzogin Sophie, durch einen Lehnbrief Flächen in der Holzmark westlich von Zweidorf. 1722 bis 1724 ließ Elisabeth Sophie Marie, vormals regierende Herzogin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön und jetzt durch Heirat Fürstin von Braunschweig-Lüneburg, das Lustschloss mit Nebengebäuden und Barockgarten mit Lindenallee erbauen.

Bei Lustschloss frage ich mich immer, was die damals so auf dem Lustschloss gemacht haben. Hatten die Lust auf Schloss? Oder hatte der Fürst keine Lust auf seine Frau und sie nicht auf ihn, so dass man sich etwas Freiheit gönnte? Liebe spielte ja bei den Adelshochzeiten selten eine Rolle, und die Lust deshalb wahrscheinlich auch nicht.

Als Lustschloss bezeichnet man laut Lexikon ein kleines Schloss zumeist fürstlicher Bauherren, das dem privaten Vergnügen diente und abseits von Hofzeremoniell und Staatspflichten in der Freizeit bewohnt oder besucht wurde und sich meist in der Nähe größerer Residenzen befand. Das passt doch. Herzogin Sophie hatte nun offenbar Lust auf Lustschloss und richtig bock auf Barock. 1712 erwarb sie das Schloss in Vechelde und baute das zum Lustschloss aus. Für die Landarbeiter des Schlossgutes baute sie etwas nördlich vom Schloss eine Tagelöhnersiedlung, das heutige Vechelade. 1716 erwarb sie einen Gutshof in der Nähe und ließ dort ebenfalls ein Lustschloss errichten mit dem Namen Schloss Fürstenau.1724 baute sie dann ihr letztes Lustschloss und gründete damit hier das Dorf, das ihren Namen trägt. 1767 starb die Fürstin und zwei Jahre später wurde das Schloss hier abgetragen und manche Bauteile nachhaltig verwertet. So fanden einige Eichenbalken in der Wendeburger Marienkirche einen neuen Zweck.

Sophie war eine fromme, theologisch sehr gebildete Frau und gab ein beträchtliches Vermögen für eine beachtliche Bibelsammlung aus. Im Laufe der Jahre wurden es 1161 Bibeln. Und die zu sammeln, dazu muss man erstmal Lust haben! Für die Sophie traf zu, was wir im Psalm gebetet haben: Wohl dem, der Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!, wie das Luther das übersetzt hat. Sie hatte in ihrem Lustschloss Lust auf Gottes Wort, Lust auf Bibel, Lust auf ein erfülltes, frisches und lebendiges Leben mit Gott, das bleibt und nicht vergeht. Und nichts würde ihr Andenken heute mehr ehren, wenn wir auch Lust darauf bekommen, intensiv mit Gott zu leben, ihn zu lieben, ihm zu vertrauen und ihn zu ehren mit unserem Leben.

2. Vom Lustschloss zum Luftschloss

Würde ich ein Lustschloss bauen wollen, wäre das ein echtes Luftschloss. Denn „unter einem Luftschloss versteht man eine Vorstellung oder einen Plan von etwas, das man sich ersehnt, herbeiwünscht oder erträumt, das aber bei vernünftiger - oder heute Morgen müsste man sagen bei nüchterner - Betrachtung nicht realistisch ist. Analoge Begriffe sind etwa Hirngespinst, Wolkenkuckucksheim oder Fantasiegebilde. Ein Luftschloss besteht nur aus heißer Luft. Und in den letzten Jahren und Jahrzehnten hatten Luftschlösser boomende Baukonjunktur. Da wurde gesagt: Alles wird besser. Wir schaffen das mit der Integration. Wir brauchen keine Bundeswehr. Der Mensch entwickelt sich zum Besseren. Eine Pandemie ist Science-Fiction. Niemand hat die Absicht, ein anderes Land anzugreifen.

Es kam Krise nach Krise, weil es einfach nicht stimmt, dass der Mensch gut ist und von sich heraus nur Gutes tut. Das ist ein Luftschloss. Das merken wir schon, wenn wir auf unser Leben blicken und sagen müssen: Da war vielleicht alles gut gemeint, aber sicher nicht alles gut gemacht. Wir können die Welt nur verbessern, wenn wir uns erneuern lassen. Wenn wir Gottes Gnade in unser Leben lassen. Wenn wir endlich echt vergeben können. Wenn wir aufhören können, die Schuld bei anderen zu suchen. Wenn wir aus der Vergebung leben, die Gott uns zuspricht. Gottes Liebe ist kein Luftschloss, denn sie wurde in Jesus Mensch. Der Glaube an Gott ist kein Fantasiegebilde, weil er die Welt Mensch für Mensch verändern kann. Gottes neue Welt, auf die wir zugehen, ist kein Wolkenkuckucksheim, sondern Realität, die die Kinder Gottes hoffend erwarten.

3. Kommen wir deshalb zum Schluss vom Lustschloss über das Luftschloss zum Königsschloss. In der aktuellen Lutherbibel, die unsere Sophie nicht in ihrer großen Bibel-Sammlung haben konnte, kommt 1931mal das Wort König vor. Das verwundert nicht, da im Alten Testament Israel lange Zeit von Königen regiert wurde und es in der damaligen Umwelt nur so von Königen wimmelte. Oft wird Gott als König bezeichnet, den man ehren sollte. Im Neuen Testament lebt Jesus nicht besonders königlich. Er kommt nicht im Kreißsaal, sondern im Schafstall zur Welt. Er wohnt nicht im Palast, sondern hat in den drei entscheidenden Jahren keinen festen Wohnsitz. Nichtmal ein Lustschloss. Er hat keinen teuren Beraterstab, sondern schlichte Männer und Frauen an seiner Seite. Er brauchte auch keine Bodyguards, weil ihm alle mit Liebe begegneten. Er reitet wie ein König in Jerusalem ein. Im Verhör streitet Jesus nicht ab, der König der Juden zu sein, was ihm sein Todesurteil einbrachte. Als König wird er wiederkommen und die Welt gerecht richten. Am Ende wird er alles gut machen, Leid, Schmerzen, Tod und Tränen wegnehmen und Gerechtigkeit, Güte, Gnade und umfassenden Frieden aufrichten. Und das Gute ist: Im Himmel gibt es kein Königsschloss, vor dem wir vielleicht noch lange in der Schlange warten und dann auch noch teuren Eintritt zahlen müssen. Nein, wir werden Tür an Tür mit Gott wohnen, er wird mit uns sein, bei uns sein, mittendrin - und falls dann noch nötig, können wir ihn fragen, was wir wollen. - Ist das nicht auch nur ein Luftschloss? Kann sein, Glauben ist kein Wissen. Aber es ist immer besser, mit diesem Glauben zu leben als ohne ihn zu sterben.

Vom Lustschloss über das Luftschluss zum Königsschloss, in dem Jesus für uns Zimmer gebucht hat. Was hält uns also ab, ihm zu vertrauen und dieses Ticket mit unserem Glauben und Vertrauen einzulösen? Ich jedenfalls habe da richtig Lust drauf. (aus der Predigt zum Fest der Dörfer am 2. Juni in Sophiental)

Foto: Andreas Lischka / www.pixabay.com

Beitrag von Frank Wesemann