Als am Samstag die Sonne untergegangen war und die Geschäfte in Jerusalem wieder öffneten, kauften sich die drei Frauen wohlriechende Öle und Salben. Sie wollten Jesus diesen letzten Dienst erweisen und dem Toten den Geruch der Verwesung nehmen. Am frühen Sonntagmorgen machten sie sich auf den Weg zum Friedhof. An Auferstehung dachten sie kein Stück. Vielleicht kannten die Frauen die Inschrift, die sich auf vielen römischen Grabsteinen jener Zeit findet: Ich war nicht, ich war, ich bin nicht, es ist mir gleichgültig. Will sagen: Mit dem Tod ist alles aus, also genieße die Zeit deines Lebens.
Sie waren vielleicht wie viele unserer Zeitgenossen, die zum Osterfest lieber zum Osterbrunch und Osterfeuer als in den Ostergottesdienst gehen: Gegenwartsbesessen und ewigkeitsvergessen. Obwohl die Frauen lange mit Jesus unterwegs waren, obwohl er mehrfach von seinem Tod und seiner Auferstehung gesprochen hatte, obwohl er ihnen sogar gesagt hatte, was im Fall seines Ablebens und Auferstehens zu tun ist: An Auferstehung dachten sie kein Stück. Und genau das ist es, was diesen alten Bericht so glaubwürdig macht. Er berichtet schonungslos ehrlich, wie unglaublich das Wunder der Auferstehung sogar für seine engsten Freunde gewesen sein muss. Sie hatten es nicht glauben können. Genau wie die Mehrheit in unserem Land. Dabei haben Pandemie und Krieg uns allen gezeigt, wie verletzlich und zerbrechlich das gewohnte Leben ist. Jede Krise und jeder Krieg bedrohen und beweisen die Verwundbarkeit allen Diesseitigen. Allein die radikale Ewigkeitshoffnung befreit von Furcht und verleiht Frieden mitten im Chaos.
Die Auferstehung von Jesus und sein Sieg über den Tod machen den entscheidenden Unterschied, wie ich heute lebe und dann einmal sterbe. Sehen konnte man das in einer Dokumentation in der ARD. Sie hieß Charitee intensiv - Station 43. Sie zeigte, wie an einer der größten Universitätskliniken Europas Corona-Patienten mit schwerem Verlauf behandelt werden. Das medizinische Personal kämpft dort Tag und Nacht gegen die tückische Krankheit. Manche Patienten können sie nach wochenlangem Kampf retten. Aber viele haben trotz modernster Intensivmedizin und größter Bemühungen keine Chance. Unter ihnen ist ein 42-jähriger Familienvater aus Texas. Seine Ehefrau, sein Sohn und seine Tochter hoffen bis zuletzt. Als er doch nach langem Kampf an Multiorganversagen stirbt, erreicht dieser Film eine unerwartete Tiefe. Die zutiefst erschütterte Ehefrau steht am Bett ihres verstorbenen Mannes. Sie dankt den anwesenden Pflegern für ihren Einsatz. Und sie dankt in einem lauten Gebet Gott für das Leben ihres Mannes. Dann stimmt sie mit ihrer schönen Stimme ein geistliches Lied an. Und es ist völlig klar: Die Ärzte haben den Kampf gegen das Coronavirus verloren. Sie hat ihren geliebten Mann verloren und die Kinder ihren geliebten Vater. Aber sie hat eine Hoffnung, die weit über diese fürchterliche Niederlage hinausreicht. Der Osterglaube trägt auch an der letzten Grenze des Lebens, und wenn die medizinische Kunst am Ende ist, ist Gott noch lange nicht mit uns fertig.

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