Alle vier Jahre finden im Sommer Festwochen für aktive Passivsportler statt. Erst gute vier Wochen Fußball-EM im eigenen Land, die fast alles bot, was man sich wünschen konnte: Langweilige und spannende Spiele, berechtigte und unberechtigte Elfmeter, verdiente und glückliche Sieger, peinliche Patzer, jugendliche Helden, alterne Legenden, unnötige Pfiffe von unfairen Pfeifen aus dem Publikum, moderate Moderatoren, engagierte Experten, fröhliche Fanfeste und am Ende einen verdienten Sieger. Für die deutsche Mannschaft hat es trotz Hochjubeleien nicht gereicht. Aber die Aussichten sind gut. Immerhin sind wir Europameister im Schönreden. Nach 51 Spielen ist der Fernsehsessel durchgesessen. Schon lockt das Möbelhaus mit Prozenten und Eile ist geboten. Denn in kürze beginnen die Olympischen Spiele in Paris: Der ultimative Endgegner für aktive Passivsportler. Wann schaut man sonst mal Fechten, Gewichtheben, Ringen, Rudern oder Wasserspringen? Von morgens bis spätabends gibt es Sport satt. Nicht nur unsere Handballer müssen bei der frühen Anwurfzeit um 9.00 Uhr ihren Biorhythmus umstellen. Viele Athlethen unterstellen ihr ganzes Leben ihren sportlichen Zielen. Einmal vorne mitrennen, einmal ins Finale kommen, einmal auf dem Treppchen stehen und sich im besten Fall beim Spielen der eigenen Nationalhymne die Tränen aus den Augen wischen: Träume werden wahr und Träume platzen. Dabei sein ist alles! Ob sich nach der EM und Olympiade die Fittnessschuppen füllen? Eher füllen sich die Abnehmkliniken und Physio-Praxen, um den fülligen bier-, pizza- und chipsverwöhnten Passivsportler wieder langsam und behutsam zu mobilisieren. Raus aus dem Sessel, das Leben geht weiter!
Vielleicht liegt hier der Grund verborgen, warum Kirchenbänke meistens recht unbequem sind. Nach maximal einer Stunde hält man es kaum noch aus, möchte aufstehen, losgehen, das Gehörte umsetzen, sein Leben umstellen und frisch motiviert Jesus im Alltag nachfolgen. In der schön geredeten Theorie jedenfalls. Bei den meisten verpuffen motivierende und inspirierende Gottesdienste wie gut gemeinte Neujahrsvorsätze. Nach Stunden und Tagen erlahmt die schwungvoll gestartete Jesusnachfolge, die frisch getankte Glaubenskraft erschlafft und der volle Hoffnungstank leert sich schneller als gedacht. Gottesdienste sollen Verpflegungsstationen für den Glauben sein. Im regelmäßigen Abstand von sieben Tagen - dank Youtube auch rund um die Uhr - hat jeder die Möglichkeit, Glaube, Liebe und Hoffnung nachzutanken. Wie bei einem Radrennen oder Marathonlauf stehen die Helfer am Rand und reichen Energieriegel oder Energydrinks an. Nur: Danach greifen und nehmen muss man sie schon selbst. Damit die Kraft bis zum Ziel reicht.

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