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23.12.2012 Kategorie: Angedacht

Ein heruntergekommener Gott

Gott macht sich auf zu uns

Ich las einmal von einem Mann, der inzwischen Mitte 80 sein könnte. Als Kind wurde er aus Oberschlesien verschleppt und später in die entfernteste Ecke der damaligen Sowjetunion an die mongolische Grenze verbannt. Dort musste er in einem Arbeitslager ein elendes Leben fristen, bis er eines Tages, krank vor Sehnsucht nach seiner Heimat, ausbrach. Er lief zu Fuß, jede menschliche Behausung meidend, in sechs Jahren zwölftausend Kilometer, um in das Land seiner Sehnsucht, nach Deutschland zu kommen. Wie viel mehr hat Gott in seiner Sehnsucht nach uns Menschen auf sich genommen und ist uns den ganzen weiten Weg aus der Herrlichkeit des Himmels bis in die Gebrechlichkeit unserer Welt und unseres Lebens nachgegangen? In Jesus kommt uns Gott ganz nahe, und die erste, die damit zu tun hatte, war ein junges Mädchen namens Maria. Es wird gar nicht berichtet, dass sie besonders fromm war. Es wird auch nicht erzählt, dass sie eine besondere Auszeichnung hatte. Und trotzdem erwählt Gott gerade sie dazu, dem Heiland der Welt das Leben zu schenken. Der zweite war Josef, über den man kaum etwas weiß. Was wird er wohl gedacht haben, als Maria ihm eröffnete, schwanger zu sein und ein Engel ihr gesagt habe, wie der Nachwuchs heißen soll? Welcher Mann würde eine solche Frau nicht verlassen wollen? Im Traum spricht Gott zu ihm und klärt das. Und seitdem steht Josef seinen Mann, er steht zu seiner Frau und steht zu seinem Gott. Und dann waren da die Hirten. Tagelöhner mit schlechtem Ruf, Schulabbrecher und zu nichts gut genug außer zum Schafehüten. Ausgerechnet ihnen öffnet sich in der Heiligen Nacht der Himmel und sie sehen die himmlischen Heerscharen. Und wissen Sie was? Die hätte ich auch gern gesehen! Und wie gern hätte ich ihre Botschaft gehört: Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Gott macht sich auf zu uns. Nicht nur zwölftausend Kilometer vom hintersten Russland nach Deutschland, sondern aus den unendlichen Weiten des Himmels hierher auf die Erde. Er macht sich auf nach Bethlehem, nach Peine und Wendeburg, nach Lengede und Vechelde, in jedes Haus und in jedes Herz. Weil er in seiner Liebe Sehnsucht nach uns hat. Weil er unsere Sehnsucht nach Heimat und Geborgenheit stillen will. Weil er unser Heiland ist, auch wenn manche Last auf unser Leben drückt. Was es auch ist, das uns Kummer und Schmerz bereitet: Jesus kommt zur Welt und damit auch zu uns, um uns zu helfen, zu retten und zu erlösen. Fürchtet euch nicht!, sagt der Engel den Hirten, und uns sagt er es heute auch!

Monika Prestel / pixelio.de

Beitrag von Pastor Frank Wesemann