Alle vier Jahre starten die olympischen Sommerspiele. Als zumeist bewegungsresistente Fernsehsportler können wir uns kaum vorstellen, wie viel die Athleten leisten, um bei diesem Großereignis dabei sein zu können. Sie bereiten sich zum Teil jahrelang darauf vor. Sie stellen den Trainingsplan so ein, dass sie genau zu ihrem olympischen Wettkampf topfit sind. Athletinnen stellen ihren Kinderwunsch zurück, um nicht ihre Form zu verlieren. Freundschaften und Familien zerbrechen, wenn einer seine Leistung nicht bringt. Mancher Trainer wird gefeuert angesichts des olympischen Feuers.
Es fließen in der Vorbereitung so viel Schweiß, manchmal Blut und häufig Tränen.
So groß ist der Druck. Und dann sind die Sportler endlich dabei. Ihr Wettkampf beginnt. Sie kämpfen sich vor bis ins Finale. Es kommt zum entscheidenden Lauf, Millionen sitzen gespannt vor den Bildschirmen und schauen zu. Dann die Entscheidung, der Start, ein Zielfoto, der Sieger steht fest und lässt sich feiern. Und im Augenblick des Jubels sind die ganzen jahrelangen Entbehrungen und Strapazen plötzlich vergessen. Man hat auf diesen einen Glücksmoment hingelebt.
Und dann wenig später die Siegerehrung. Der Sieger steht strahlend da, er lächelt über das ganze Gesicht, bekommt einen Blumenstrauß in die Hand, einen Kuss auf die Wange und die Medaille um den Hals. Und dann fällt des Schleier andächtigen Schweigens über das Stadion, gespannte Stille, bevor es erklingt: Das Lied des Siegers, seine Nationalhymne. Sein Land erhebt sich vor seiner Leistung und singt mit freudentränenerstickter Stimme mit: Das Lied des Siegers. Und uns Zuschauern am Fernseher wird es warm ums Herz und feucht um die Augen, weil wir mitgefiebert haben und uns nun mitfreuen können.
Am Ende der Zeit werden wir alle das Lied des Siegers anstimmen. Nach Entbehrung, Strapazen, Stress, Blut und Tränen, wenn sich alle Stürme gelegt haben und das Meer zur Ruhe gekommen ist, wenn kein Chaos, kein Leid und kein Tod mehr da sind, werden wir Teil der himmlischen Fischer-Chöre. Wir werden da stehen und singen und Gott loben, und beim Lied der Sieger werden uns die Freudentränen durchs Gesicht laufen. Denn er allein ist heilig und macht am Ende alles gut.

Thomas Fresia / www.pixelio.de