Nachrichten Ansicht

News

18.09.2023 Kategorie: Angedacht

Sterbenskrank...

... und trotzdem Hoffnung

Trotz gesundesten Lebenswandels, angepasster Impfstoffe und halbwegs funktionierendem Gesundheitssystems liegt unsere statistische Sterbewahrscheinlich immer noch bei genau 100 Prozent. Dass wir alle einmal sterben müssen, ist die sicherste Aussage, die wir für unser Leben machen können. Das allein steht fest. Und trotzdem wird die Fürsorge für das eigene Sterben so weit an den Rand des Lebens gequetscht, dass es irgendwann zu spät ist, sich in guten Zeiten darüber Gedanken zu machen und vielleicht sogar mit seinen Lieben die letzten Dinge zu besprechen und zu planen. In den immerhin schon 26 Jahren meines Dienstes führte ich bisher nur einmal ein Trauergespräch mit einem Sterbenden. Nur wir zwei. Er wollte die Person kennen lernen, die ihn unter die Erde bringt - und vielleicht auch sicher gehen, dass ich nicht zuviel Unsinn erzähle. Das Gespräch war so gut, dass ich mich immer noch daran erinnere.

Es gibt aber auch ansonsten recht vernünftig wirkende Menschen, die ernsthaft davon ausgehen, dass „der Fortschritt“ irgendwann den Tod besiegt und endloses Leben möglich sein wird. Biblisch ausgedrückt: Sie würden am liebsten vom paradiesischen Baum des Lebens naschen. Aus theologischen Gründen kann ich da nicht mitgehen. Darum soll es jetzt aber auch nicht gehen. Sondern ich möchte den Blick auf das Sterben richten und dafür einen Kinobesuch empfehlen. Der Film heißt: Philipp Mickenbecker – Real Life. Im Pressetext heißt es: „Der YouTuber Philipp Mickenbecker baut mit den Real Life Guys nicht nur fliegende Badewannen, U-Boote und eine Achterbahn im Baumarkt, sondern wird zur lebenden Legende im Internet und schart Millionen von Anhängern hinter sich. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs erfährt er von seiner Krebsdiagnose und ist davon überzeugt, dass Gott ihn heilen wird.“ Aber Gott heilt ihn nicht. Am 9. Juni 2021 stirbt er mit 23 Jahren.

Der Film begleitet den Sterbenskranken in einer Dichte und Echtheit, die unter die Haut geht. Philipp wird auf seinem Weg unterstützt von seinen Eltern, seinem Zwillingsbruder und einem Netzwerk an Freunden, die ihm treue Wegbegleiter auf seinen letzten Schritten waren. Es wird nichts beschönigt. So zu leiden und zu sterben, sieht nicht schön aus, riecht nicht schön und hört sich nicht schön an. Es ist eine Grenzerfahrung. Was Philipp tröstete, war sein Glaube, trotz allem Elend ganz fest und sicher in Gottes Hand geborgen zu sein. Von seiner unsterblichen Hoffnung berichtete er in vielen Interviews, die große Beachtung fanden.

Wie sagte er selbst: „Wenn ich diese Hoffnung nicht hätte, könnte ich das alles nicht aushalten.“ Diese Hoffnung, auch in schweren Zeiten von Gott gehalten, geliebt und bei ihm geborgen zu sein, die wünsche ich jedem, der sterbenskrank ist oder einen Sterbenskranken begleitet. Und allen, die sich mit diesem Thema beruflich beschäftigen, wünsche ich diese Hoffnung auch. Weil das alles sonst schwer auszuhalten wäre.

Beitrag von Frank Wesemann