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10.02.2024 Kategorie: Angedacht

Gottesdienstproblem

Gottesdienst im Alltag

Der Gottesdienst hat es heutzutage nicht leicht: Für die einen ist er geistliches Fastfood für den Rest der Woche, für die anderen ist er die längste Praline der Welt. Für die einen sollte er später anfangen, für die anderen kann er nicht früh genug zu Ende sein. Die einen wünschen neue Lobpreislieder im modernen Sound und sagen, die Orgel gehöre ins Musikalienmuseum. Die anderen preisen die bewährten Choräle und schütteln sich gegenüber allem, was in Verdacht steht, aus Amerika zu kommen. Die einen lieben es möglichst lebhaft und abwechslungsreich, mit Beamer, Anspiel und Aktion, die anderen schätzen Ruhe und Ordnung und Ernst. Da wird nicht gelacht und nicht geklatscht, stattdessen wirkt man betrübt und bedrückt und lächelt erst wieder erlöst, wenn der Gottesdienst vorbei ist.

Schon der Prophet Amos übte im Namen Gottes Gottesdienstkritik. Nicht am Gottesdienst an sich, sondern an der Art, wie wir ihn feiern. Gott hat sicher nichts gegen Opfer, was bei uns ja meistens nur die kleine Spende am Ausgang bedeutet. Gott hat nichts gegen Gesang (obwohl er sich manchmal dabei die Ohren zuhalten muss – oder aufhalten, damit er uns überhaupt mal singen hört). Und Gott hat auch sicher nichts gegen Musik. Die Bibel steckt voller Gesang und Musik von Leuten, die Gott mit ihren Liedern loben. Er kann also nichts dagegen haben.

Wogegen er etwas hat, ist, wenn das alles nur noch aus einer Art gottesdienstlicher Routine heraus geschieht. Wenn wir unser Programm nur noch so abspulen, unser Opfer nicht mehr von Herzen geben, wir die Lieder nicht mehr aus dem Herzen singen, die Musik nicht mehr mit dem Herzen spielen, unsere Gebete nicht mehr mit dem Herzen sprechen. Gott möchte kein gespieltes und abgespultes, sondern echtes und authentisches Christsein. Wenn wir Christen sind, sind wir es immer ganz oder gar nicht. Und wenn wir´s ganz sind, soll unser ganzes Leben auch ein Gottesdienst sein. Der nächste Gottesdienst ist also nicht der am nächsten Sonntag, sondern beginnt gleich nach dem Segen, gleich nach dem Amen, gleich, wenn wir uns in den Alltag stürzen: Dann beginnt der Gottesdienst, der Gott wirklich gefällt, und es macht echt Freude, ihn miteinander zu feiern.

Foto: iphonoklick / www.pixabay.com

Beitrag von Frank Wesemann