Ich finde diesen emotionalen Wechsel immer ziemlich krass: Eben noch standen wir auf dem trüben Friedhof und nahmen Abschied von unseren Verstorbenen, und einen Tag später richtet sich der Blick auf die angeblich erwartungsvolle, besinnliche, ruhige, entspannungsreiche, duftende, genussvolle, feucht-fröhliche und ausschweifende Adventszeit. Statt mich vor eine bauchig-runde Stumpenkerze zu setzen und mir den Duft frisch geschnittenen Tannengrüns in die Nase gleiten zu lassen, feiert das Hirn vorgezogenes Stress-Feuerwerk: Wolltest du nicht ...., hast du schon ..., oh, Mist, ich muss ja noch .... Alle in guter Absicht getroffenen Vorsätze für diese Adventszeit lösen sich langsam auf wie der Kerzenqualm an der Zimmerdecke. Warum klappt es eigentlich nie mit der Besinnung, der frohen Erwartung, dem Innehalten, mit der Fokussierung auf das Wesentliche, das zählt? Wenn Jesus unser ganzes Gewese sieht, mit dem wir uns ja - eigentlich! - auf seine Ankunft in unserem Leben vorbereiten sollen: Was würde er dazu sagen? Was würde er mir sagen oder dir? Vielleicht ginge es in diese Richtung:
"Mein geliebtes Kind! Setzt dich doch mal bitte hin und atme durch. Atme! Und noch einmal: Atme durch! Komm zur Ruhe! Sieh dir deine Hände an. Sie haben schon so viel geleistet. Sie mussten vielleicht oft schon zupacken, halten, tragen, schlagen, eine Faust machen, aber auch eine andere Hand zart greifen, zärtlich streicheln, sanft berühren. Sie werden bestimmt auch in diesem Jahr wieder Geld ausgeben für Geschenke, von denen du meinst, dass andere sie brauchen. Wie geschickt werden sie Dinge einpacken, mit denen du anderen Freude bereiten möchtest. Aber ich bitte dich: Öffne deine Hände, so dass ich sie füllen, führen und segnen kann mit Liebe und Barmherzigkeit. Öffne sie für mich! Bleibe ruhig und vergiss nicht zu atmen. Und dann noch einmal. Vielleicht spürst du, wie jetzt dein Herz ruhiger wird. Wie oft hat es wohl schon geschlagen in deinem Leben? Bestimmt wurde es schon einmal gebrochen und verletzt. Vielleicht ist es schwächer geworden mit deinen Jahren. Aber immer hat es eine Sehnsucht, einen Durst, den ich stillen kann. Atmest du noch? Öffne dein Herz, damit ich es füllen und heilen kann. Ich kann dir die Ruhe und den Frieden bringen, wonach du dich sehnst. Dazu bin ich in deine Welt gekommen. Um deine Hände zu führen, dein Herz zu füllen, dein ganzes Leben zu segnen, auch wenn du dir nie Zeit für mich nimmst. Wenn du dir jetzt wieder Stress machst, dein Herz schneller und dein Atmen kürzer wird: Ich bin immer für dich da!"

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