Es hatte lange nicht geregnet. Die Ernte auf den Feldern drohte zu verdorren. Die Gemeinde wurde zu einem Bittgottesdienst um Regen eingeladen. Die Not der Bauern trieb viele zum Beten. Die Kirche füllte sich mittags um zwei Uhr in der glühenden Hitze eines Sommersonntages der USA. Auch ein kleiner Junge kam und brachte seinen Regenschirm mit. »Was willst du mit dem Schirm?«, fragte ihn streng ein Gemeindeglied an der Tür. »Es hat doch schon wochenlang nicht mehr geregnet, und auch heute ist kein Wölkchen am Himmel.« Der Junge aber sagte: »Es ist doch Bittgottesdienst für den Regen, und wenn es dann auf dem Heimweg regnet, habe ich den Schirm.«
Dieser Junge hat Jesus ernst genommen. Der hatte einmal seinen Freunden gesagt: »Wenn ihr Glauben hättet so groß wie ein Senfkorn, dann könntet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und versetze dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.«
So ein klitzekleiner Senfkornglaube reicht, sagt Jesus. Glauben wir es ihm doch auch!
Unser Glaube muss nicht so groß sein, dass wir Bücher darüber schreiben müssen. Es reicht der Senfkornglaube, um Unmögliches zu vollbringen. Wie zum Beispiel einen Maulbeerbaum durch die Glaubenskraft ins Meer zu werfen. Nein, Jesus hatte nichts gegen Maulbeerbäume. Vielleicht stand gerade einer am Weg, als er mit seinen Jüngern redete. Er will nur - im Bild gesprochen - sagen: Selbst der kleinste Glaube, wenn es echter Glaube ist, bewirkt das Größte. Aus dem kleinsten Glauben kann Großes erwachsen. Gerade beim Beten.
Beten »ohne Schirm« kann jeder. Das kann ganz fromm klingen und unter Umständen auch zeitraubend und anstrengend sein. Aber das »Beten mit Schirm« zeigt etwas von der inneren Gewissheit, das wirklich zu erwarten, um was man bittet.
Glaube, der von Gott nichts erwartet, bekommt auch nichts. Warum soll Gott dir Regen schicken, wenn du deinen Schirm zu Hause in der Ecke stehen lässt?

günther gumhold / www.pixelio.de