Der 15. April 2019: In Paris brennt der Dachstuhl der Kirche Notre-Dame. Nach vier Stunden hat die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Das Dach ist komplett zerstört, der markante Spitzturm eingestürzt, Mauerwerk und Innenraum sind schwer beschädigt. Noch während es brannte, bildeten sich Menschenketten, Kerzen wurden entzündet, die Einwohner sangen, beteten, weinten. Das Herz der Hauptstadt stand in Flammen. Die Stadt der Liebe liebt diese Kirche ganz besonders. „Notre-Dame de Paris“ bedeutet „Unsere Liebe Frau von Paris“ und meint Maria, die Mutter Jesu. Die Kirche ist eines der vielen Wahrzeichen dieser beeindruckenden Stadt. Am 15. April erlebte man, wie wertvoll es den Einwohnern ist. Kein Wunder also, dass in Rekordzeit Rekordspenden eingegangen sind. In jeder Zeitung war davon zu lesen. In einer (Welt am Sonntag) stand noch etwas Bemerkenswertes: „In Frankreich werden jeden Tag zwei Kirchen geschändet. Doch kaum jemand spricht über die Angriffe auf christliche Gotteshäuser im Land ... Einschusslöcher in Kirchenfenstern, Brandspuren auf dem Altar, Raub liturgischer Gegenstände, geköpfte Jesusfiguren: Insgesamt 1.063 „antichristliche Attacken” wurden vergangenes Jahr in Frankreich registriert.“ Wie passt das zusammen? Mediales Interesse und Milliardenspenden bei Notre-Dame, mediale Nichterwähnung und Armut bei Dorfkirchen auf dem platten Land? Das wäre bei uns nicht anders: Der Kölner Dom stünde bei einem Vorfall im Focus, während die Beton-Kirche von Castrop-Rauxel wohl unerwähnt bliebe. Unsere selektive Wahrnehmung wird von selektiver Berichterstattung gesteuert. Auch vorenthaltene News können Fake-News sein. Wie kann man da den Durchblick behalten? Hier ein paar unvollkommene Tipps: 1. Bleib ruhig und wachsam, auch wenn alles um dich herum Rodeo reitet; 2. Beurteile eine Sache von verschiedenen Standpunkten aus; 3. Sei offen für Korrektur; 4. Hör auf gute Ratgeber; 5. Bitte Gott um Rat und Übersicht; 6. Entscheide dann ohne Angst vor Fehlern. Oder um es mit Paulus zu sagen: Prüft alles, was gesagt wird, und behaltet das Gute!

K. Brüderlin / www.pixelio.de